Tennis: ÖTV verteidigt Förderstopp für Dominic Thiem

Ronald Leitgeb
Ronald Leitgeb(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Osterauer)
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Leitgeb sprach von einem „normalen und üblichen Vorgang“. Rückwirkende Unterstützung für versäumte Jahre gebe es rechtlich nicht, zudem habe Thiems Management sämtliche früheren Angebote abgelehnt.

Wien. Im Tennisverband kehrt vorerst weiter keine Ruhe ein. Im Zuge des Streits um die Einstellung der Fördergelder für Dominic Thiem hat sich nun ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb in einem offenen Brief zur Wehr gesetzt. Wolfgang Thiem, der Vater des Tennisspielers, hatte im Rahmen des Turniers in Kitzbühel das Ende der finanziellen Unterstützung seines Sohnes scharf kritisiert und dem ÖTV jegliche Handschlagqualität abgesprochen.

Leitgeb betonte, dass die Kündigung des Dreijahresvertrags aufgrund Thiems finanzieller Selbstständigkeit nach knapp einem Jahr fristgerecht aufgelöst wurde. Das sei bei Wegfall des Förderbedarfs bei allen heimischen Sportverbänden ein „normaler und üblicher Vorgang“. Schließlich sollen öffentliche Gelder nur dort eingesetzt werden, wo tatsächlich Bedarf bestehe. Die Fördermittel würden nunmehr in junge Sportler investiert, die den Sprung in die Weltspitze noch vor sich hätten. Thiem hingegen habe diesen Schritt erfreulicherweise schon gemeistert und bereits mehr als 500.000 Euro nur aus Preisgeldern verdient, wie Leitgeb ausführte. Diese Summe ist allerdings nicht ganz korrekt, denn die ATP-Homepage weist 576.000 Dollar aus, was umgerechnet 430.000 Euro entspricht.

Großer persönlicher Einsatz

Leitgeb führte weiters aus, dass Thiems Trainer, Günter Bresnik, und seinem Vater in den Jahren 2010, 2011 und 2012 ÖTV-Förderangebote von 15.000, 25.000 und 46.000 Euro vorlagen, diese jedoch allesamt als „zu gering abgelehnt“ wurden. Allen verbandskritischen Aussagen von Thiems Management zum Trotz habe sich Leitgeb nach seinem Amtsantritt 2013 persönlich dafür eingesetzt, „dass es endlich zur Annahme eines Förderangebots kam“. Dies sei angesichts Thiems damaliger Weltranglistenplatzierung, Rang 280, sinnvoll gewesen, da der angestrebte und inzwischen erfolgreich beschrittene Weg in die Top 100 „besonders teuer und betreuungsintensiv“ sei. Im Gegensatz dazu beharrte Thiems Vater darauf, dass die Förderung in Höhe von 46.000 Euro jährlich eine Entschädigung für die teure Jugendarbeit seines Sohnes gewesen sei. Derartige Zahlungen für die Vergangenheit wären allerdings schon aufgrund der ÖTV-Richtlinien unmöglich.

Leitgeb bekräftigte, dass er in Thiem die Zukunft des heimischen Tennissports sehe und man ihn seitens des Verbandes immer mit Rat und Tat unterstützen werde. Österreichs Nummer eins werde deshalb „selbstverständlich“ auch für den Davis Cup im September gegen Lettland einberufen. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2014)

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