„Börnd“: Schlag auf die Weltbühne

GOLF - PGA Championship 2014
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Bernd Wiesberger, 28, begeisterte bei der PGA-Championship in Louisville. Der Oberwarter forderte beim letzten Major-Turnier des Jahres Weltstars wie Rory McIlroy oder Phil Mickelson.

Louisville. Plötzlich sprachen alle ganz aufgeregt vom „Börnd“ aus Österreich. Der Name allein ist nicht so sonderbar, dass er Amerikanern gleich Bewunderung entlockt. Es ist das Golfspiel des Burgenländers Bernd Wiesberger, der bei der PGA Championship, dem letzten Major des Jahres, für Aufsehen sorgte. „Mr. Cheeseburger“, wie ihn manche nach seinen kräftigen Abschlägen riefen, startete als Gesamtzweiter in die finale Runde und hatte nur einen Schlag Rückstand auf den Führenden, auf Superstar Rory McIlroy.

Ein Österreicher hatte erstmals die Chance, ein Major (Dotation: zehn Millionen Dollar) zu gewinnen. „Österreich hat acht Millionen Einwohner, 100.000 spielen Golf. Ich hoffe, 90.000 hängen jetzt am Fernseher“, scherzte Wiesberger. Aber welchen Stellenwert hätte es? Thomas Muster gewann 1995 die French Open, Werner Schlager wurde 2003 Tischtennisweltmeister, Niki Lauda (dreimal) Formel-1-Weltmeister – in dieser Kategorie wäre es einzuordnen. Der Turniersieg wäre eine Weltpremiere. Österreichs bestes Major-Ergebnis schaffte Markus Brier 2007. Der Wiener wurde bei den British Open 2007 Zwölfter.

Player: „Wiesbörger – who?“

Wiesberger hatte in den ersten beiden Runden der 96.Spieler-Championship im Valhalla Golf Club mit zwei 68er-Runden geglänzt. Er schaffte den Cut, Größen wie Tiger Woods oder Martin Kaymer scheiterten. Er bewies neben seinem Idol Phil Mickelson das Können auf der dritten Runde. Am „Moving Day“ lagen zwischenzeitlich sechs verschiedene Spieler an der Spitze, darunter auch Wiesberger. Er sorgte damit auf Twitter für weltweite Euphorie: „Wiesbörger – who?“, fragte da etwa der Südafrikaner Gary Player. Er sollte es eigentlich wissen, Player ist einer der besten Golfer der Geschichte. Der Burgenländer, 28, spielte einfach meisterhaft und fehlerlos – sechs Birdies (Schlaggewinne) sind Zeugnis dessen. Wiesberger, der bei fünf Majors viermal den Cut verpasste, spielte wie entfesselt.

Nach einer mit sechs Staatsmeistertiteln geprägten Amateurzeit spielt Wiesberger seit 2006 als Profi-Golfer. 2009 qualifizierte sich der Absolvent der HAK in Oberwart erstmals für die European Tour. 2012 folgte der erste Turniersieg, er gewann die Ballantine's Championship in Südkorea. Wenige Monate später gewann er die Lyoness Open in Atzenbrugg, sein Heimturnier. Wiesberger knackte als erster österreichischer Golfer die Millionen-Euro-Grenze an Saisonpreisgeld. 2013 besiegte er Ernie Els und siegte beim zur Asien Tour zählenden Indonesian Masters. Er machte sein Hobby zum Beruf, hat über drei Millionen Euro an Preisgeldern verdient.

Wiesberger zeigte bei einem der vier größten Golfturniere der Welt – Masters, US Open, British Open und PGA Championship – sein Können. Über „Börnd“ und „Burger“ kann der Basketballfan selbst lachen, er genießt ja diese Situation. Eines aber hat er bei seinen Weltreisen und Turnieren nie vergessen, seine Wurzeln – und seine Bescheidenheit. Auch der Vorstoß an die Weltspitze verändert seinen Charakter nicht, er sagt: „Damit war doch wirklich nicht zu rechnen.“ (fin)

AUF EINEN BLICK

Profigolfer Bernd Wiesberger, 28, war bei der PGA Championship in Louisville, Kentucky, ein Spitzenergebnis gewiss. Der Burgenländer ging als Gesamtzweiter auf die Schlussrunde beim letzten Major-Turnier des Jahres. Bislang konnte noch kein Österreicher ein Event dieser Größenordnung gewinnen, Markus Brier wurde 2007 bei den British Open Zwölfter.

Wiesberger gewann bereits zwei Turniere auf der European Tour und eines in Asien. Der Spieler des GC Reiters Club Bad Tatzmannsdorf dreht seine Runden mit Caddy Shaun Kories (RSA).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2014)

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