Karmasin und das Problem der fehlenden Kinder

(c) Clemens Fabry
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Familienministerin Karmasin will künftig auf den Ausbau der Kinderbetreuung fokussieren, damit die Geburtenrate steigt.

Es ist ein alt bekanntes Problem: In Österreich werden zu wenig Kinder geboren. Derzeit haben wir eine Geburtenrate von 1,44 Kindern pro Frau. Wenn man ein Kind bekommt, werden die finanziellen Leistungen in der ersten Zeit zwar relativ großzügig bemessen, doch das ist nicht unbedingt ein großer Anreiz.

Eine aktuelle WIFO-Studie zeigt, dass erfolgreiche Familienpolitik viel stärker auf Sachleistungen setzen muss - und damit auf den Ausbau der Kinderbetreuung, damit Eltern Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren können. Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) will daher künftig stark in diese Richtung gehen, berichtete das "Ö1-"Morgenjournal".

Österreicher sehen großen Mangel

Karmasin verwies darauf, dass mit den zusätzlichen rund 300 Mio. Euro für den Ausbau der Betreuung ein Paradigmenwechsel bereits eingeleitet sei. Die Neuaufteilung der Investitionen mit 50 Prozent an Sachleistungen soll Österreich in den kommenden vier Jahren zum "familienfreundlichsten Land Europas" machen.

Ein frommer Wunsch, denn derzeit nehmen (einer anderen Studie zufolge) nur 31 Prozent der Österreich ihr Land als kinderfreundlich wahr. In Dänemark tun dies 90 Prozent der Bevölkerung.

Das große Vorbild Dänemark

Die Argumentation: Während die Geburtenrate in Österreich Grund zur Besorgnis gibt, kommen in Ländern mit mehr Sachleistungen weit mehr Kinder zur Welt. In Frankreich sind es etwa zwei Kinder pro Frau, in Dänemark 1,73. Zum Vergleich: Dänemark gibt viermal so viel Geld für Kinderbetreuungs-Einrichtungen aus und Frankreich dreimal so viel.

Das zeigt die neue Studie des Wirtschaftsforschungs-Instituts, die andere europäische Modelle mit Österreich verglichen hat. Allerdings sind auch die Geldleistungen nicht gering, denn die beiden Länder geben in Summe weit mehr Geld für Familien aus als Österreich. Nämlich vier statt drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Wunsch und Realität klaffen auseinander

In Dänemark gehen - wohl als Folge der guten Kinderbetreuung - weit mehr als die Hälfte der unter Dreijährigen (nämlich 67 Prozent) in Krippen oder zu Tagesmüttern. In Frankreich werden 40 Prozent der Kleinkinder außer Haus betreut, in Österreich sind es nur 14 Prozent.

Wunsch und Realität liegen in Österreich bei der Kinderbetreuung übrigens weit auseinander: Insgesamt wünscht sich jeder Dritte mit einem Kind unter zwölf Jahren ein ganztägiges Angebot, aber nur acht Prozent haben ein solches.

Ganze Männer machen Halbe - Halbe?

Vergleichsweise sehr schlecht liegt Österreich auch bei der Aufteilung unbezahlter Familienarbeit zwischen Frauen und Männern - das Verhältnis beträgt zwei zu eins, während Schweden und Dänemark als Vorbilder schon sehr nahe an einem ausgeglichenen Verhältnis sind.

(Red.)

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