Wettskandal-Prozess: Serbe plädiert auf "nicht schuldig"

Dominique Taboga
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Der Angeklagte soll den Kontakt zu den Hintermännern in Albanien hergestellt haben. Dominique Taboga erzählte von Druck und Drohungen.

Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess rund um den Fußball-Wettbetrug fortgesetzt worden. Fünf Fußballern und fünf weiteren Angeklagten wird vorgeworfen, 18 Bundesliga-Spiele zumindest versuchsweise manipuliert zu haben. Als Zweiter wurde am dritten Verhandlungstag ein Serbe befragt, der Kontakt zu Spielern des SV Mattersburg hergestellt haben soll. Er fühlte sich nicht schuldig.

Der Beschuldigte arbeitet als Bademeister in Wien und erklärte sofort, er habe mit Manipulationen nie etwas zu tun gehabt. Sein Kontakt zum ebenfalls angeklagten Spieler Sanel Kuljic bestand nur, weil er aus dem selben Ort stamme wie die Frau des Fußballers. "Das bringt Sie aber nicht auf die Anklagebank", so Richterin Elisabeth Juschitz. Im Raum standen drei Spiele des SV Mattersburg, die laut Anklage manipuliert werden sollten, was aber nur teilweise gelang. Der Serbe hatte angeblich den Kontakt zu - bisher unbekannten - Spielern des Vereins hergestellt und diese auch bezahlt. "Ich habe damit nichts zu tun, ich habe nichts manipuliert", blieb der Beschuldigte bei seinen Angaben.

Spektakuläre Flucht aus dem Hotelzimmer

Dass er bei der Polizei vor nicht einmal einem Jahr noch zugegeben hatte, den Kontakt hergestellt zu haben, war ihm entfallen. "Ich vergesse einiges, weil ich einen Tumor habe", lautete seine Erklärung. Daraufhin konfrontierte ihn die Richterin mit seinen Angaben. Er sei nach Tirana gefahren, wo auch mutmaßliche Hintermänner des Wettbetrugs waren, dort nahm man ihm sofort den Pass ab und er musste über den Balkon seines Hotelzimmers mittels zusammengeknüpfter Leintücher flüchten. "Ich bin noch nicht dazu gekommen, das heute zu erzählen", meinte er dazu nur.

Die Geschichte blieb aber bruchstückhaft, an vieles konnte er sich nicht mehr erinnern. An die Passabnahme aber schon: "Vier kräftig gebaute Albaner nahmen mir den Pass ab, ich hatte Glück, dass ich flüchten konnte." Den Grund dafür konnte er nicht angeben: "Ich habe mich nur bemüht, da heraus zu kommen."

Sanel Kuljic hatte angegeben, der Serbe habe sich mit ihm getroffen, über die Manipulationen gesprochen und ihm auch Geld dafür übergeben. "Das ist eine Lüge", so der Angeklagte. Am Vortag hatte Ex-Fußballer Dominique Taboga ausführlich geschildert, wie er zusammen mit anderen immer wieder an Spiel-Manipulationen teilgenommen hatte. Teilweise gelang es, das vorher abgesprochene Ergebnis zu erzielen, teilweise nicht. Der 31-Jährige war auf alle Fälle umfassend geständig, er war 2013 selbst zur Polizei gegangen und hatte ausgepackt, nachdem er sich von seinen Partnern bedroht fühlte.

Taboga: Bis zu 20.000 Euro bezahlt

Am Nachmittag des dritten Verhandlungstages wurde ein Video vorgeführt, in dem Dominique Taboga bestätigte, dass er den Drahtziehern des Wettbetrugs 50.000 Euro schulden würde, weil ein Spiel "misslungen", also nicht wunschgemäß manipuliert worden war. Taboga erklärte, er sei massiv unter Druck gesetzt worden und habe um seine Familie Angst gehabt.

Erneut wurde Dominique Taboga befragt, diesmal ging es vor allem um die Drohungen, denen er sich nach den ersten Spielen permanent ausgesetzt fühlte. Er und ein Kollege eines anderen Vereins, der ihn eigentlich erst für die Manipulationen gewonnen hatte, waren immer wieder unter Druck gesetzt worden. "Sie haben gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen. Daher haben wir teilweise gezahlt", schilderte der 31-Jährige.

Das Geld - zunächst war von 150.000 bis 200.000 Euro die Rede - wurde als "Schadensbegrenzung für misslungene Manipulationen" angesehen. Derartige Summen konnten die Fußballer nicht zahlen, "aber zwei oder drei Mal habe ich 15.000 bis 20.000 Euro bezahlt", so Taboga.

(APA)

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