Alpbach: Menschen, die zu Räumen wurden

Im Congress Centrum
Im Congress Centrum (c) Philipp Naderer
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Hymnen-Dichterin Preradović und Nobelpreisträger Schrödinger sind hier verewigt. Nun wird das Congress Centrum um 10,5 Millionen ausgebaut.

Drei Strophen umfasst die österreichische Bundeshymne, geschrieben von Paula von Preradović - im Dezember 2011 wurden die „Töchter" ergänzt. Für ihren Text erhielt die Wienerin 1946 rund 10.000 Schilling. Sie hatte sich bei einem von der Regierung ausgeschriebenen Wettbewerb unter 1800 Teilnehmern durchgesetzt. Doch dieser Sieg ist nicht das Einzige, das noch heute an die Lyrikerin erinnert: Im Tiroler Bergdorf Alpbach wurde das Congress Centrum nach ihr benannt. Grund dafür ist ebenfalls ein Schriftstück: die „Alpbacher Elegie".

„Wagt ihr schon wieder zu sitzen / am mittäglich sorglosen Abhang, / Brüder, genesene kaum vom Grauen / der kürzlichen Tage, / Wagt ihr zu glauben, das Friede so herzlich / euch wieder umblühe, / Wie zwischen Nadeln und Zapfen / die rosigen Eriken stehen?" So lauten die ersten acht Zeilen der Elegie, die die 1887 geborene Enkelin des kroatischen Schriftstellers Petar Preradović im Sommer 1947 verfasste. Inspiration holte sie sich dafür auf jener Bergwiese, auf der heute Alpbachs Congress Centrum steht. Den Weg dorthin hatte sie durch ihren Sohn, Otto Molden, gefunden, der in dem Bergdorf 1945 gemeinsam mit dem Dozenten der Philosophie, Simon Moser, die „Internationalen Hochschulwochen" ins Leben gerufen hatte.

Nobelpreisträger am Türschild

Während der gläserne Bau den Namen der Schriftstellerin trägt, sind in dessem Inneren noch andere bekannte Persönlichkeiten verewigt. So finden mache Tagungen im August Friedrich von Hayek-Saal statt. Der Wiener Ökonom erhielt 1974 zusammen mit Gunnar Myrdal den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Ein anderer Saal ist dem österreichisch-ungarischen Schriftsteller Arthur Koestler gewidmet, ein dritter dem selbsternannten „Componisten" Gottfried von Einem. Seinen Fuß nach Alpbach setzte auch Sir Karl Popper, der den kritischen Rationalismus begründete - heute erinnert ein 82 Quadratmeter großer Saal an den Philosophen.

Auf der zweiten Ebene des Gebäudes findet sich ein Raum mit dem Namen Erwin Schrödinger-Saal, gleich neben dem Otto Molden-Foyer. Ersterer ist ein Andenken an den in Wien-Erdberg geborenen Physiker, der als einer der Begründer der Quantenmechanik gilt und für die „Entdeckung neuer produktiver Formen der Atomtheorie" gemeinsam mit Paul Dirac den Nobelpreis für Physik erhielt. Er verliebte sich bei seinen Besuchen in Alpbach derart in das Bergdorf, dass er darauf bestand, auf dem dortigen Friedhof begraben zu werden.

415 Quadratmeter großer Plenarsaal

Damit auch weiterhin Platz für Ehrungen bleibt, soll das Congress Centrum bis 2016 für rund 10,5 Millionen Euro ausgebaut werden - unter anderem sind ein 415 Quadratmeter großer Plenarsaal, drei rund 90 Quadratmeter große Seminarräume sowie eine zweigeschossige Tiefgarage in Planung. Die gesamte Nutzfläche soll schließlich an die 1800 Quadratmeter betragen - Platz genug für neue Türschilder und Arbeitsgruppen, die nicht nur während des Europäischen Forums, sondern auch unter dem Jahr abgehalten werden. Tatsächlich ist jeder sechste Gast in Alpbach ein Kongress- oder Tagungsteilnehmer.

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