Frauenquoten, Männerförderung und 24-Stunden-Kindergärten

(c) Katharina Roßboth
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Die Debatte über die Bedeutung des Geschlechts an den Hochschulen geriet zu einer grundsätzlichen Diskussion – Neoliberalismus inklusive.

Eigentlich wollte man ja über die Bedeutung des Geschlechts an den Hochschulen sprechen. Geworden ist es letztlich – zur Freude von Panel und Publikum – eine grundsätzlichere Debatte. Darüber, warum sogenannte Frauenberufe immer noch schlechter bezahlt werden; darüber, welche Verantwortung der Staat für die Kinder zu tragen habe; darüber, welche Schuld der Neoliberalismus an allem trage; und darüber, wie selten es sei, dass im „konservativen Alpbach“ so selbstverständlich über gesellschaftliche Ungleichheit diskutiert werde.

Ihren Ausgang nahm die Podiumsdebatte der österreichischen FH-Konferenz freilich dennoch bei der Hochschulpolitik, genauer gesagt beim bis heute herrschenden „Gender Gap“: Die Frauen seien an den Hochschulen auch im Jahr 2104 „nur formal gleichberechtigt“, so die Kritik von ÖH-Generalsekretärin Julia Freidl. Die Realität sehe ganz anders aus: Schon ab dem Masterstudium, erst recht im PhD seien Frauen in der Minderheit, unter den Professoren sei ihr Anteil gerade noch bei 15 bis 22 Prozent (auf einen ganz exakten Prozentsatz konnte man sich im Eifer des Gefechts nicht einigen).

Freidl sprach sich daher bei den Professoren für eine Frauenquote aus. Es könne „schließlich nicht so schwierig sein, gute Wissenschaftlerinnen zu finden.“ Übrigens: Bereits im Studierendenbudget zeige sich die Ungleichheit, sagte Freidl: Studien ergaben, dass Studentinnen im Schnitt 80 Euro pro Monat weniger zur Verfügung haben als ihre männlichen Kollegen. Weil sie weniger verdienen – und weil sie von ihren Eltern weniger Geld erhalten.

Martin Gössl, Gleichbehandlungsbeauftragter an der FH Joanneum, klagte nicht nur über fehlende Frauen – sondern auch über fehlende Männer. Diese fehlen nämlich bis heute in all jenen Fächern, die – etwa im Gesundheitsbereich – als traditionell weiblich wahrgenommen werden. So habe sich für die Hebammenausbildung überhaupt noch nie ein Mann beworben, sagte Gössl. „Wir müssen auch Männer fördern, dass sie den Mut finden, in Bereiche zu gehen, die sie bisher nicht für interessant finden.“

Tiina Rosenberg – die Rektorin der Kunstuni Helsinki und Mitbegründerin der schwedischen Feministischen Partei war Stargast der Veranstaltung – war dann für die fundamentale Kritik an Gesellschaftsordnung, traditionellem Familienbild und christlichen Werten zuständig. (Dass sie dafür fast einhelligen Applaus erntete, dürfte wohl so manchen überrascht haben.) „Kinder sind eine Verantwortung für den Staat“, so Rosenberg. Ihre Forderung: Wenn Männer und Frauen gleichermaßen am Berufsleben teilhaben sollen, dann brauche es „Kindergärten, die immer offen haben – und zwar auch in der Nacht.“ Da war der Applaus dann doch eher verhalten.

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