Kampf den platten "Alien-Games"

Ori allein im sterbenden Wald – eine rührende Geschichte.
Ori allein im sterbenden Wald – eine rührende Geschichte.Moon Studios
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Eines der spannendsten Videospiele kommt heuer mit "Ori and the Blind Forest" aus Österreich. Auf der Wiener Game City kann es ausprobiert werden.

Aliens fallen über eine Stadt her, die der Spieler retten muss. So oder so ähnlich funktionieren zahlreiche Blockbuster-Computerspiele großer Studios. Der Wiener Thomas Mahler kann diese platten Geschichten nicht mehr hören und sehen. Deshalb hat er selbst eine geschrieben, und das Ergebnis könnte zu einem der größten Überraschungserfolge des Jahres werden. „Ori and the Blind Forest“ hatte bereits große Auftritte auf internationalen Messen wie der Gamescom in Köln oder der Tokio Gameshow in Japan, und nächstes Wochenende kann es auf der Game City im Wiener Rathaus erstmals auch in Österreich ausprobiert werden. In dem Spiel geht es um den kleinen Waldgeist Ori, der von seiner Mutter getrennt wurde und nun in einem sterbenden Wald Aufgaben meistern muss, um alles wieder in Ordnung zu bringen. „Bei der Geschichte haben wir uns von älteren Disney-Filmen wie ,König der Löwen‘ inspirieren lassen“, erzählt Mahler der „Presse“.


Leiden und Erleben mit Ori. Zunächst wird dem Spieler die rührende Geschichte von Ori und seiner Mutter erzählt, dann kann er Ori auf seiner Reise begleiten, die stark an typische Disney-Charaktere erinnert: Ori wird quasi als schwaches putziges Fabelwesen alleingelassen, muss Verantwortung übernehmen, erkundet die Welt und wächst an seinen Erfahrungen. Im Spiel wurde besonders viel Wert darauf gelegt, dass sich diese Elemente auch in der Steuerung widerspiegeln. Zu Beginn, als Ori noch schwach und verängstigt ist, läuft man beinahe Gefahr, den Controller zu verbiegen, um dem kleinen Schützling dabei zu helfen, sich mühevoll auf einen Felsen zu hieven. Später scheint jeder Sprung je nach Laune und Umgebung etwas anders zu gelingen. Man merkt, dass das Team um Mahler viel Liebe ins Detail gesteckt hat.

„Ori and the Blind Forest“ ist ein sogenanntes Jump'n'Run-Spiel. Es geht aber weit über die klassischen Zutaten von Titeln wie „Super Mario“ hinaus. So wird mit kurzen filmischen Sequenzen immer wieder die Handlung vorangetrieben. Zu Beginn überwiegen diese Elemente sogar, „um den Spieler in die Geschichte zu führen“, erklärt Mahler. Außerdem ist „Ori“ auch ein bisschen Rollenspiel und Abenteuer. Der kleine Waldgeist sammelt Erfahrungspunkte und kann diese in verbesserte Fähigkeiten investieren. Im Verlauf lernt er auch komplett neue Fähigkeiten, etwa Schwimmen oder das Erklimmen hoher Wände. Der Spieler ist aufgefordert, sich in der Handlung zurückzuerinnern: An welcher Stelle gab es Wasser, und könnte ich dort mit meiner neuen Fähigkeit noch Geheimnisse entdecken? Um das Ziel zu erreichen, wäre das nicht notwendig. Aber die Entwickler haben an solche Eventualitäten gedacht. „Es gibt Spieler, die bereits mehr als zehn Stunden mit Ori verbracht haben“, sagt Mahler. „Für ein Spiel dieser Art ist das sehr lang.“ Dass „Ori“ so vielschichtig und optisch so eindrucksvoll geworden ist, liegt auch ein bisschen daran, dass Mahler und sein Team Profis sind. Mahler hat lang für das große Studio Blizzard in den USA gearbeitet und (als gelernter Bildhauer) dort vor allem Charaktere entwickelt. Auch sein achtköpfiges Team hat einen ähnlichen Profi-Hintergrund. Von großen Game-Verlagen ist das Moon Studio unabhängig geblieben. Finanziert wurde „Ori“ zu einem Teil von Microsoft, weshalb das Spiel zunächst auch nur für die Xbox One und den PC erscheinen wird. Termin darf er noch keinen konkreten nennen, Weihnachten dürfte sich aber ausgehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2014)

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