Plagiate: „Es beginnt schon in der Schule“

Fehlverhalten in der Wissenschaft bekämpfen.

Der Grundstein für die Plagiatsproblematik wird nach Ansicht des Vorsitzenden der Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI), Christoph Kratky, schon früh gelegt. „Es beginnt schon in der Schule“, sagte Kratky am Donnerstag bei einer Tagung zum Thema Plagiat. Abschreiben sei ein Kavaliersdelikt, man dürfe sich nur nicht erwischen lassen.

Der Umgang mit dem Thema habe sich in Österreich aber gewandelt: „Bis vor wenigen Jahren wurde wissenschaftliches Fehlverhalten als etwas gesehen, das einige wenige schwarze Schafe in einer riesigen Herde aus weißen Schafen betrifft – und das im Ausland.“ Das habe sich mittlerweile geändert.

Uneinheitlicher Umgang

Anna Gamper, Professorin für öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungslehre an der Uni Innsbruck, bemängelte den nicht einheitlichen Umgang der heimischen Universitäten mit dem Thema. Manche Unis machten die Einstufung eines Textes als Plagiat davon abhängig, dass dieses vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführt wurde, andere sehen dies nicht als Voraussetzung. Auch die Frage, wo ein schlampiger Zitierstil ende und das Plagiat beginne, sei nicht immer klar.

Weiters sieht Gamper im Bereich der wissenschaftlichen Angestellten Handlungsbedarf: So biete etwa das in der Wissenschaft gebräuchliche „Double Blind Peer Review“-Verfahren eine „besondere Einlasspforte für das Plagiieren“. Dabei erhält ein anonymer Gutachter das Manuskript einer wissenschaftlichen Arbeit und entscheidet darüber, ob dieses veröffentlicht wird. Damit habe er Zugriff auf die Erkenntnisse und könne gleichzeitig dafür sorgen, dass diese zunächst nicht publiziert werden. „Er kann sich relativ frei bedienen, und es wird aufgrund der Anonymität schwer nachweisbar sein.“ (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2014)

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