Wenn die Speicher aus allen Nähten platzen

Die weltweite Datenmenge wächst – in KMU dreimal so schnell wie im Durchschnitt. Und vieles davon befindet sich auf schlecht gesicherten mobilen Geräten.

Weltweit entstehen jede Sekunde etwa 600 Gigabyte an neuen Daten, in einem Jahr werden es bereits 900 Gigabyte sein, und ein Abflachen der Kurve ist noch lange nicht in Sicht. Allerdings ist die IT-Infrastruktur in den meisten Betrieben diesem rapiden Anstieg nur bedingt gewachsen: Externe Storage-Systeme kommen meist nur in großen oder besonders IT-affinen Unternehmen zum Einsatz, im Normalfall dienen – vor allem bei kleinen und mittleren Betrieben – die in den Servern eingebauten Festplatten als Massenspeicher. Und da ist man rasch an den Grenzen der verfügbaren Kapazitäten angelangt.

Speicher zentralisieren

Aber gerade bei den KMU wächst der Speicherbedarf etwa dreimal so schnell wie in den großen Unternehmen“, weiß Martin Hell, Bereichsleiter Business Solutions IT bei Kapsch Businesscom, aus der Praxis zu berichten. Direkt an die Server angeschlossene externe Festplatten stellen auf Dauer auch keine zufriedenstellende Lösung des Problems dar: Einige Speichersysteme sind regelmäßig überlastet, während andere kaum genutzt werden, und der Verwaltungsaufwand steigt ins Unermessliche. Und das wiederum kann auf Kosten der Sicherheit gehen, wenn beispielsweise der für die Back- ups veranschlagte Zeitrahmen nicht mehr ausreicht, um tatsächlich alle Datenbestände zu sichern.

Eine mögliche Lösung sieht Hell in konsolidierten, vernetzten Speichersystemen, die als eine Einheit verwaltet werden können und auf die von allen Servern und Anwendungen zentral zugegriffen werden kann. „Datenspeicher entwickeln sich immer mehr zu Geldspeichern“, erläutert Hell anschaulich das Prinzip der Speicherkonsolidierung, „und kein Unternehmer würde sein Geld auf alle Arbeitsplätze verteilen.“ Ein zentrales Speichersystem ist auch wesentlich einfacher zu sichern – die Daten können dann asynchron und vollautomatisch auf ein Back-up-System gespiegelt werden, das beispielsweise in einem adaptierten Bergwerksstollen oder einem Hochsicherheitsbunker gegen allfällige Katastrophen abgesichert ist.

„Viele Unternehmen haben vor allem mit einem enormen Wachstum von filebasierten Daten zu kämpfen“, erläutert Mark Peters, Analyst bei der Enterprise Strategy Group. An genau diese Zielgruppe richtet sich ein neues, skalierbares Storage-System von Hewlett-Pa- ckard, das etwa zu Jahresende auf den Markt kommen soll und mehrere Petabyte an einzelnen Dateien verwalten können wird. Durch die voneinander unabhängige Bereitstellung von Speichervolumen und Performance lässt sich das System relativ einfach an sich laufend ändernde Rahmenbedingungen anpassen, um beispielsweise die Nachfrage nach Video-Streams während eines sportlichen oder kulturellen Großereignisses oder die typischen saisonalen Schwankungen bei einem Onlinefoto- dienst abdecken zu können.

Sicherheit vor fremdem Zugriff

Die Verwaltung und Sicherung der Daten in Unternehmen umfasst aber nicht nur die Server und die zentral gespeicherten Informationen, sondern auch die der einzelnen Arbeitsplätze – und diese Situation nimmt angesichts der zunehmenden Mobilität der Mitarbeiter immer kritischere Formen an, vor allem was die Sicherheit der Daten vor unbefugtem Zugriff angeht. Etwa 50 Prozent aller neu angeschafften Computer in einem Unternehmen sind heute bereits Laptops, und laut einer Untersuchung des Ponemon Institute ging in 81 Prozent aller Unternehmen im Laufe des letzten Jahres mindestens ein Laptop mit sensiblen Daten verloren. Die Kosten für die Neuanschaffung eines Notebooks sind dabei geradezu lächerlich, wenn man ihm den Wert der verlorengegangenen Daten gegenüberstellt: Laut einer Statistik des „CIO Magazine“ lässt sich der Schaden, der entsteht, wenn geschäftskritische Daten durch den Diebstahl eines Laptops in falsche Hände geraten, mit durchschnittlich mehr als einer halben Million US-Dollar beziffern. Und es sind weltweit immerhin mehr als 600.000 Notebooks, die jedes Jahr unfreiwillig den Besitzer wechseln.

Problemfall Laptop

„Laptops sind schwierig zu betreuen und stellen bei Verlust auch ein Haftungsproblem für die betroffenen Unternehmen dar“, schildert Tom Burns, President Enterprise Solutions bei Alcatel Lucent. Um dieses Problem zu entschärfen, entwickelte sein Unternehmen den Laptop Guardian, eine Kombination aus GPS-Modul und Datenkarte, die dank einer eingebauten Batterie den Laptop permanent mit dem Firmennetzwerk verbindet, egal, wo sich der Rechner gerade befindet und ob er ein- oder ausgeschaltet ist. Im Falle eines Diebstahls kann der momentane Aufenthaltsort des Notebooks jederzeit lokalisiert werden, und der Administrator kann alle darauf gespeicherten Informationen sofort aus der Ferne löschen. Im Gegenzug kann das Modul aber auch für eine komfortable Fernwartung der mobilen Rechner genutzt werden.

DIE DATENFLUT

■Der Hauptgrund für das rasante Datenwachstum sind zum einen die immer höherwertigen Multimedia-Dateien, aber auch die aktuellen Forschungen im Bereich der Biowissenschaften und in der Biometrie produzieren riesige Datenmengen, die verwaltet und gespeichert werden wollen.
Letztendlich sorgen immer neue gesetzliche Vorschriften bezüglich der Aufbewahrung und Sicherung von Daten vor allem im Unter-nehmensbereich ebenfalls für einen kontinuierlich wachsenden Storage-Bedarf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2008)

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