One verklagt T-Mobile wegen "beispielloser Kundenbelästigung"

(c) AP (Hans Punz)
  • Drucken

T-Mobile-Tochter Telering hat versucht One-Kunden in persönlich adressierten Briefen abzuwerben. Wie das Unternehmen an die Kundendaten kam, ist offenbar unklar.

Der harte Konkurrenzkampf im Mobilfunk ist um eine Facette reicher: Der drittgrößte Anbieter One hat den zweitgrößten, T-Mobile Austria, wegen angeblicher Verletzung des Datenschutzes geklagt. Auslöser war eine Werbeaktion der T-Mobile-Tochter Telering, bei der bestehende Kunden von One mittels persönlich adressierter Folder zum Wechseln des Anbieters geködert werden sollten. One-Kunden reagierten erbost und wollen wissen, wie ihre Kundendaten an Dritte gelangen konnten.

One: "Haben Daten nicht weitergegeben"

"Ich frage mich, wie T-Mobile guten Gewissens mit Daten unserer Kunden hantieren kann. Wir haben unsere Kundendaten natürlich nicht weitergegeben. Keiner unserer Kunden hat in seinem Vertrag jemals zugestimmt, dass T-Mobile ihn mit Werbung belästigen darf", sagte One-Chef Michael Krammer am Freitag. Als Folge hat One heute beim Handelsgericht Wien eine Klage auf Unterlassung mit Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung eingeleitet. Weiters prüft Krammer eine Sachverhaltsdarstellung an die Datenschutzkommission.

"Wir haben zwar Mitleid mit einem Marktbegleiter, der gezwungen ist zu solchen Praktiken zu greifen. Gleichzeitig müssen wir aber unsere Kunden vor dem Missbrauch ihrer Daten und vor unerwünschten Keilermethoden schützen. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Wettbewerbsgesetz. Wir sehen uns daher gezwungen, im Sinn und zum Schutz unserer Kunden ein solches unlauteres Verhalten zu unterbinden", so Krammer, der einst die Marke Telering groß machte. Unter seine Zeit als Telering-Geschäftsführer fiel die "Weg mit dem Speck"-Kampagne.

"Daten mit gewissen Eigenschaften"

»"Wenn ich mit solchen Quartalszahlen kämpfen müsste, wie sie T-Mobile vorgelegt hat, bekäme ich es auch mit der Angst zu tun."«

Michael Krammer, CEO One

Bei T-Mobile Austria kann man die Aufregung nicht verstehen. "Wir haben keine One-Daten gekauft", hieß es aus der Rechtsabteilung. Vielmehr habe man bei einem Adressanbieter "Daten mit gewissen Eigenschaften" erworben. Diese bezogen sich auf Personen, die eine One-Nummer hatten. Wie der Adressanbieter dazu gekommen ist, blieb offen. Bei T-Mobile verwies man darauf, dass Internetnutzer bei Preisausschreiben und ähnlichem ihre Daten Dritten zur Verfügung stellen würden, und dieses Datenmaterial werde nun einmal von Adressanbietern genutzt. One habe die Daten jedenfalls nicht weitergegeben, bemühte man sich bei T-Mobile um Entschärfung des Konfliktes.



Das will Krammer nicht gelten lassen: "In Deutschland hat es Konzernchef Rene Obermann wenigstens geschafft, sich für die Spitzelaffäre zu entschuldigen. Bei der T-Mobile Österreich dürfte das Unrechtsbewusstsein noch nicht so stark ausgeprägt sein." T-Mobile Austria ist eine Tochter der Deutschen Telekom. Krammer mutmaßt, dass die Werbeaktion in direktem Zusammenhang mit angeblich schlecht gehenden Geschäften stehe. "Wenn ich mit solchen Quartalszahlen kämpfen müsste, wie sie T-Mobile vorgelegt hat, bekäme ich es auch mit der Angst zu tun. Gott sei Dank sind unsere Gewinne dank unserer weit höheren Effizienz im Steigen", ätzte der One-Boss. Gleichzeitig blickte er auch auf seine Zeit als Telering-Chef zurück: "Ich bedaure es vor allem für die Telering-Mitarbeiter, dass sie durch solche Methoden öffentlich derartig in Misskredit gebracht werden. Viele von ihnen kenne ich ja noch persönlich."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.