79 Portugal

(c) Martin Amanshauser
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Catherine ist eine österreichische Perfektionistin in der chaotischen Alfama.

Im Mai gibt es das „Pois, Café“ drei Jahre. Die Chefinnen: Catherine aus Wien und Barbara aus Salzburg. Catherine, schmal, unkompliziert, violettschwarze Haare, erzählt, dass die beiden damals „an einer Stadt am Meer was eröffnen wollten, egal was“, und dass es „letztlich Lissabon geworden ist, weil es in Barcelona schon alles gab.“

Aus einem ehemaligen Gewürz- und Teelager mit Gewölbe neben der Kathedrale Sé in der Alfama machten sie ein Café, das heute in allen größeren City-Guides erwähnt wird. Catherine hat früher für Hannes Jagerhofer gearbeitet, für Sony in London, für Do & Co. Heute sitzt sie auf einem der bequemen Fauteuils vom Typus Prenzlauer Berg, und sie zögert, wenn man sie fotografieren will: „Auf dem Foto bin jetzt nur ich drauf, nicht die Barbara“, beschwert sie sich.

Catherine redet hastig, fast atemlos, um ihre ganze lange Geschichte in zwanzig Minuten unterzubringen: „Früher hab ich total leistungsorientiert gelebt. Wenn was nicht funktioniert, dann sitzt man eben ein paar Stunden länger an der Arbeit.“ Da sei die Kultur in Portugal ganz anders: „Du stellst den Antrag bei der Lizenzbehörde, und dann eröffnest du einfach das Lokal. Weil du kriegst von denen überhaupt keine Antwort. Wir haben auf eigene Faust die Gesetzbücher nachgelesen, die Hygienestandards, die Notausgänge. Immer ein bisschen an der Grenze, für unser gutes Gewissen und dafür, dass wir uns keine Probleme einhandeln.“

Die Begehung und die Abnahme durch die Behörden erfolgte erst viele Monate später, als das Pois längst lief. Catherine und Barbara mischen österreichische mit portugiesischer Küche, äußerst populär ist ihr Bacalhau-Strudel. Das Pois ist ein Self-made-Betrieb von 10 bis 20 Uhr, alle Speisen werden persönlich produziert. „Eh außergewöhnlich, dass das mit Barbara und mir so gut funktioniert“, erklärt Catherine, „wir wohnen noch immer zusammen, und wir streiten eigentlich nie.“ Gar keine Probleme? „Doch! Man ist hier umgeben von unglaublich vielen Nicht- Verantwortlichen. Wir rennen dauernd den Lieferanten nach. Zum Beispiel geht Coca-Cola im Sommer schon mal plötzlich das Flaschencola aus. Kauft’s ein paar Paletten Dosencola im Supermarkt – schlagen die vor. Aber mir ist es sympathisch, dass nicht alles so perfekt ist. Viele Sachen laufen hier einfach lockerer.“

Der eine oder andere kleine Fauxpas inklusive: Als sie sich für die Marke „Super Bock“ (wird dem Norden des Landes, also auch dem Fußballclub FC Porto zugeordnet) als Bierlieferanten entschieden haben, wussten sie nicht, dass eigentlich „Sagres“ (Sponsor von Benfica Lissabon) traditionell das Viertel beliefert. „Da haben uns die Leute schon schief angeschaut. Wir haben einfach den Namen Super Bock besser gefunden. Okay, schmeckt auch besser.“ Catherine wirft einen Blick auf Barbara, und Barbara schaut im gleichen Moment zu ihr: „Barbara“, ruft sie, „ich hab dem gerade gesagt, dass wir noch nie gestritten haben!“

Info

Martin Amanshauser, „Logbuch Welt“, 52 Reiseziele, Bestell- Info: Fax 01/51414-277.


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