Österreich verliert 1:3 - Debakel schreit nach Konsequenzen

Österreich wieder am Boden.
Österreich wieder am Boden.(c) APA (Georg Hochmuth)
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Österreich kassierte eine bittere Heimniederlage gegen Serbien, die WM-Qualifikation ist jetzt schon verloren. Was passiert mit Teamchef Karel Brückner?

WIEN. Österreichs Fußball ist in eine schwere Krise geschlittert. Im Europacup sind alle Vereine in der ersten Hauptrunde bzw. in der Qualifikation gescheitert, das Unter-21-Team konnte die historische Chance, sich erstmals für eine EM-Endrunde zu qualifizieren, gegen Finnland nicht nützen und auch das A-Team befindet sich in schweren Turbulenzen, besser gesagt im Sturzflug. Im Heimspiel gegen Serbien kam es knüppeldick, die Mannschaft von Teamchef Karel Brückner kassierte im ausverkauften Happel-Stadion eine bittere 1:3-Schlappe. Damit sind die Österreicher nach nur vier Spielen so gut wie aus dem Rennen, die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Südafrika war ein viel zu hoch gestecktes Ziel, ein WM-Ticket ist realistisch betrachtet nicht mehr zu schaffen. Man wäre gut beraten, den Rechenschieber gar nicht erst zu bemühen, theoretische oder mathematische Möglichkeiten werden den heimischen Fußball nicht weiterbringen.

Von der Euro-phorie ist nichts mehr übrig, nach der Niederlage in Litauen, dem dürftigen 1:1 auf Färöer und der gestrigen Blamage herrscht Katzenjammer und Ernüchterung. Das Spiel gegen Färöer hat sich Brückners Vorgänger Josef Hickersberger in Ermangelung einer TV-Live-Übertragung erspart, den Flop gegen Serbien aber erlebte er hautnah. Und was er zu sehen bekam, das wird ihn in seiner Entscheidung nur bestätigt haben. Er wollte sich solche Demütigungen nicht mehr länger antun.

Bei der Heim-EM war es Österreich immerhin noch gelungen, Gegnern einen offenen Schlagabtausch zu liefern. Vier Monate später steht der neue Teamchef vor einem Scherbenhaufen. Österreich und Karel Brückner, so scheint es, das ist ein riesiges Missverständnis. Der 68-jährige Mann aus Olmütz, gerne „weißer Vater“ genannt, dringt offenbar zur Mannschaft nicht durch. Die Spieler verstehen den Fußball-Lehrer nicht, dies ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Nach dem ersten Länderspiel war man verleitet, Brückner in den Himmel zu heben. Der sensationelle 3:1-Sieg gegen Frankreich aber war eine Sternstunde, letztlich eine Eintagsfliege. Erzeugt wurde sie von Sternschnuppen, die mittlerweile längst verglüht sind. Die selbst ernannten Stars sind doch nur Mitläufer, die im europäischen Fußball keine Rolle spielen. Die WM-Teilnahme in Frankreich liegt bereits zehn Jahre zurück, schon die Endrunden 2002 und 2006 wurden klar verpasst.

Mit der Verpflichtung von Brückner wollte der ÖFB einen Schritt nach vorne machen, statt dessen aber werden Erinnerungen an den Beginn der Hickersberger-II-Ära wach. Gegen Serbien führte ein kollektives Versagen in eine der bittersten Niederlagen seit Jahren. Der kolossale Flop zeichnete sich eigentlich schon in der ersten Minute ab, als die Serben durch Valencia-Legionär Zigic die erste große Möglichkeit vorfanden.

Zwischen der 14. und 24. Minute folgte dann ein totales Blackout der Österreicher, sie kassierten drei Treffer, die Moral war nicht nur gebrochen, sondern das Team war am Boden zerstört. Jankos Anschlusstreffer (80.) kam zu spät.

Zehn desaströse Minuten


Diese zehn Minuten werden die Österreicher vermutlich lange nicht vergessen, sie werden auch 2009 noch für Depression sorgen. Die Mannschaft hat die jüngsten Warnschüsse nicht ernst genommen, erst die Tore von Krasic (14.), Jovanovic (nach Stangenschuss von Pantelic, 18.) und Obradovic (24.) werden die heimischen Elite-Kicker den Kursverfall der ÖFB-Aktien realisiert haben. Zu diesem Zeitpunkt aber war das Match schon verloren, Sebastian Prödl hätte dann auch noch fast für das 0:4 gesorgt, der Werder-Legionär aber hatte Glück, der Ball sprang nur auf die Latte.

Einzelkritik braucht man nach so einer Leistung keine üben, Karel Brückner und die Mannschaft haben alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Präsident Friedrich Stickler ist gefordert, er muss handeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2008)

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