Zu alt mit 27? JVP-Chefin zieht sich (langsam) zurück

Fuhrmann
Fuhrmann(c) AP (Ronald Zak)
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Die Steirer putschten vergeblich gegen ihre Bundesobfrau Silvia Fuhrmann. Sie geht erst in zwei Jahren.

WIEN. Wer sich dieser Tage mit der Jungen ÖVP befasst, wird ziemlich häufig das Wort „Putschversuch“ zu hören bekommen. Und zwar immer in Zusammenhang mit Bundesobfrau Silvia Fuhrmann und der steirischen Landesgruppe. Die niederösterreichische Landeschefin Bettina Rausch sagt es recht unverblümt: „Das Epizentrum ist eindeutig in der Steiermark.“

Im Wesentlichen geht die Geschichte so: Das schlechte Wahlergebnis der Volkspartei sollte zum Anlass genommen werden, um gleich auch den schwarzen Jugendflügel im Rahmen eines vorgezogenen Bundestages neu aufzustellen. Doch der steirische Masterplan fand im restösterreichischen JVP-Reich wenig Anklang. Vor allem auch, weil ein persönliches Kalkül dahinterzustecken schien: Der bereits 29-Jährige Landesobmann Thomas Einwallner verlor sein Nationalratsmandat und spitzt(e), so hört man, auf das von Fuhrmann. Doch dafür müsste er zunächst zum Bundeschef gewählt werden.

Einwallner selbst hält diese Gerüchte für eine bösartige Mär: Das sei so „nicht korrekt“, bemüht er sich um Klarstellung. „Wir haben letztlich nur eingefordert, dass man sich jetzt Zeit nimmt, um das Wahlergebnis zu analysieren.“ Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Dass sich die Ära Fuhrmann dem Ende zuneigt – oder besser: langsam zuneigen muss, darüber sind sich die Jungschwarzen landauf, landab einig. Es geht allerdings um die Art und Weise. Rausch plädiert für einen „geordneten Wechsel an der Spitze“, denn: „Die ÖVP stellt sich derzeit als Ganzes neu auf, es wäre daher kein Fehler, wenn wir das auch in der JVP tun.“ Auf einen Zeitpunkt will sich die Niederösterreicherin nicht festlegen – auf einen Namen auch nicht. Nur so viel: „Fuhrmanns Nachfolger muss deutlich jünger sein. Alles andere wäre das falsche Signal.“

Jung und trotzdem erfahren

Christoph Wolf, der burgenländische Landesobmann spricht von einem „notwendigen Generationenwechsel“. Bis Herbst nächsten Jahres will er einen Fuhrmann-Erben gefunden haben, der dann als geschäftsführender Obmann bis zum ordentlichen Bundesparteitag im Herbst 2010 fungiert. Anforderungsprofil? „20 bis 22 Jahre.“ Ein Freund von „Ho-ruck-Aktionen“ ist Wolf aber genauso wenig wie sein Wiener Amtskollege Sebastian Kurz, der nach folgender Person Ausschau hält: „Sie sollte erfahren und trotzdem nicht zu alt sein.“

Fuhrmann selbst ging Anfang der Woche in die Offensive und kündigte ihren Rückzug an. Schön langsam. Ob sie die steirischen Sprengversuche dazu bewogen hätten? „Nein“, versichert die 27-jährige Burgenländerin im Gespräch mit der „Presse“. Die Wahrheit sei vielmehr: „Ich halte nichts von Berufsjugendlichen.“ Und deshalb will die JVP-Chefin bis 2010 „eine geeignete Person aufbauen“, und zwar „im Dialog mit den Landesorganisationen“. Der Nachfolger sollte jedenfalls der nächsten Generation entstammen, wie Fuhrmann sagt: „Es kann ja nicht sein, dass er oder sie älter ist als ich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2008)

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