Fußball: Teamcoach Brückner schweigt zu möglichem Abgang

Karel Brueckner
Karel Brueckner(c) APA (Georg Hochmuth)
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Nach dem 0:2 gegen Schweden steht wohl fest: Gegen Rumänien bekommt Brückner noch eine letzte Chance. Der Tscheche selbst wollte sich dazu nicht äußern. Er sah Fortschritte bei seiner Elf.

Drei Niederlagen in Folge, fünf Partien ohne Sieg, 14 Matches en suite mit zumindest einem Gegentor und sieben Jahre ohne vollen Erfolg zum Auftakt eines Länderspieljahres - so lautet die Bilanz der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft nach der erste Heimniederlage in der ÖFB-Geschichte gegen Schweden, dem 0:2 am Mittwoch in Graz. Das Testspiel gegen die Skandinavier sollte als Moralinjektion für die WM-Qualifikationspartie gegen Rumänien dienen, stürzte die rot-weiß-rote Auswahl aber vor dem Spiel der letzten Chance noch tiefer in die Krise.

Gegen die Karpaten-Auswahl muss am 1. April in Klagenfurt unbedingt ein Sieg her, um die letzte theoretische Chance auf eine WM-Teilnahme zu wahren. Sollte dieses Unterfangen misslingen, wäre das wohl gleichbedeutend mit dem Ende der Regentschaft von Karel Brückner als österreichischer Teamchef. Im Rahmen der Nachbetrachtung am Tag nach dem Spiel wollte der Tscheche auf diese Situation jedoch nicht eingehen. "Ich beantworte nur Fragen zum Spiel. Diese Sache verhandle ich nicht auf einer Pressekonferenz, sondern mit dem ÖFB", meinte der 69-Jährige auf die Frage nach einem möglichen Abgang noch vor dem Rumänien-Match.

Abrechnung nach dem Rumänien-Spiel

Gegen die Rumänen wird Brückner noch einmal die Chance bekommen, wie auch der designierte ÖFB-Präsident Leo Windtner am Donnerstag noch einmal klarstellte. "Es ist davon auszugehen, dass Brückner gegen Rumänien auf der Bank sitzt. Nach diesem Spiel wird dann resümiert und analysiert." Der Oberösterreicher führte wenige Stunden vor dem Länderspiel eine rund zehnminütige Unterredung mit dem Nationaltrainer, bei der auch Kapitän Andreas Ivanschitz anwesend war. "Das Gespräch war gut, auf jeden Fall erbaulicher als das Spiel danach."

"Tor-Killer-Instinkt fehlt"

Im Gegensatz zu seinem baldigen Präsidenten sah Brückner gegen Schweden so manchen Fortschritt. Die Mannschaft sei kompakter als zuletzt gegen Serbien und die Türkei aufgetreten und habe sich im Defensivverhalten gesteigert. "Aber mir fehlt der Tor-Killer-Instinkt. Es gab einige Situationen, die bei einer besseren Lösung zu Torchancen geführt hätten", bemängelte der Coach. "Gegen die Rumänen müssen wir uns in den entscheidenden Situationen verbessern und mit mehr Produktivität spielen. Da erwarte ich mir eine noch bessere Leistung."

Kritik an der taktischen Ausrichtung ließ der frühere tschechische Teamchef nicht gelten. "Wir haben ein 4-2-3-1- oder ein 4-4-2-System, die passen beide zu unserer Mannschaft. Die Gegentore waren auf jeden Fall nicht Fehler im System." Dieser Meinung schloss sich Assistent Jan Kocian an. "Auch wenn es sich blöd anhört, aber vom taktischen Abwehrverhalten und von der Kompaktheit war das besser als in den Spielen zuvor. Individuelle Fehler kann man nicht vermeiden. Wir haben zwei, drei gemacht und die sind bestraft worden."

Gegen Rumänien und "leben oder nicht leben"

Der Slowake zeigte allerdings auch Selbstkritik. "Wir sind im Moment nicht auf Augenhöhe mit Teams wie Schweden oder Serbien, aber wir müssen die Substanz, die in der Mannschaft steckt, abrufen, und das ist uns Trainern diesmal nicht gelungen." Gegen die Rumänien gehe es nun um "leben oder nicht leben", und existenzsichernd sollen jene Kicker tätig werden, die schon bisher zum Stamm zählten. "Es gibt keine anderen im Land, die uns aus diesem Schlamassel ziehen können."

Akteure ohne Spielpraxis so wie Ivanschitz oder Martin Stranzl werden also wieder mit von der Partie sein. "Ich kann mir die Mannschaft ohne diese zwei Spieler nicht vorstellen", betonte Brückner, und auch Kocian stellte sich hinter den in Graz ausgepfiffenen Ivanschitz. "Er gehört in dieses Team und hat das gegen Schweden gezeigt. Außerdem hat zum Beispiel Garics viel Spielpraxis, und Wilhelmsson hat mit ihm gemacht, was er wollte", erklärte der 50-Jährige.

Herzog: "Spieler brauchen Erfolgserlebnisse"

Für dessen Assistenten-Kollegen Andreas Herzog liegt ein Mitgrund für die aktuelle Misere an der schon wieder chronischen Erfolglosigkeit der ÖFB-Auswahl. "Die Spieler brauchen einfach über drei, vier Partien Erfolgserlebnisse, damit sie wissen, dass sie gegen jeden bestehen können", sagte der ÖFB-Rekordinternationale.

Weiters missfiel dem Wiener, dass sich das Team wie schon des Öfteren in jüngerer Vergangenheit ein mehrminütiges Blackout leistete, in dessen Rahmen die Niederlage besiegelt wurde. "Man muss darüber nachdenken, warum wir zuletzt immer gleich zwei oder mehr Gegentore in kurzer Zeit bekommen haben. Da wird es für eine Mannschaft, die sowieso nicht von Selbstvertrauen geprägt ist, sehr schwer." Nun müssen die Spieler laut Herzog wissen, "dass gegen Rumänien die Zukunft des österreichischen Fußballs auf dem Spiel steht".

(APA)

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