Riskante Verteidigung der Jungen

Vögel wägen Risiko für sich und ihre Küken genau ab.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung bestimmt nicht nur unsere Entscheidungen, auch Tiere wägen ab, bevor sie handeln. Forscher der Vet-Med-Uni untersuchten dies an Blaumeisen, die fünf bis zwölf Tage alte Küken im Nest hatten (veröffentlicht im Journal Proc. Roy. Soc. B am 12.11.).

Am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung am Wilheminenberg stellten sie Attrappen von Feinden in der Nähe von 200 Nistkästen auf. Das Team um Katharina Mahr und Herbert Hoi beobachtete dann die Reaktionen der Blaumeisen.

Ausgestopfte Sperber und Spechte wurden mit schrillen Alarmrufen „geschreckt“. Die Verteidigungsstrategien dürften sich nach dem Risiko für das eigene Leben und dem für das Leben der Jungtiere richten.

Für erwachsene Blaumeisen ist der Sperber lebensgefährlich, für Küken nicht, weil er nicht in den Nistkasten hineinkommt. Daher reagierten sie auf Sperberattrappen mit Alarmrufen, das ist für Altvögel selbst kaum riskant.

Hilflose Küken schützen

Spechte wurden auch mit lauten Rufen zu verjagen versucht, sie sind als Nesträuber für ganz junge Küken gefährlich. Egal, bei welchem Feind: Alarmrufe werden öfter ausgestoßen, wenn Küken schon alt genug sind, um ohne ihre Eltern zu überleben. Bei fünf Tage altem, hilflosem Nachwuchs verhielten sich die Eltern zur Vorsicht ruhiger.

Auch Schlangenattrappen wurden aufgestellt: Schlangen sind für Küken aller Altersstufen gefährlich, können aber Alarmrufe nicht wahrnehmen. Im Vergleich zu erwachsenen Blaumeisen sind Schlangen eher langsam. Daher entschieden die Vögel: Angriff ist die beste Verteidigung und flogen auf die Attrappen zu. Doch die Eltern schätzen ihr Risiko ein und gehen „nicht bis zum bitteren Ende“ , sagt Hoi. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2014)

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