Strache: 30 bis 40 Prozent für die FPÖ

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WIEN: LANDESPARTEITAG FPOe WIENAPA/HERBERT P. OCZERET
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Bei der Wiederwahl zum Parteiobmann am Sonntag stimmte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die Delegierten auf den Wahlkampf ein. Er wurde mit 99,23 Prozent bestätigt.

Wien. Am Ende reicht es sogar für zwei Standing-Ovation-Einlagen. Mehr als eine Stunde hat Heinz-Christian Strache seine Wiener Landespartei auf die Gemeinderatswahlen im nächsten Jahr eingeschworen, gegen Bürgermeister Häupl und seine Vize Vassilakou gewettert, gegen radikale Salafisten und die Mariahilfer Straße. Um dann die Delegierten um seine Wiederwahl als Landesparteiobmann zu bitten. „Ich bin bereit, wenn ihr das wollt, als Bürgermeisterkandidat in die Wahl zu gehen.“ Applaus und Jubel, die Delegierten erheben sich. „Aber“, schreit Strache in das Geklatsche hinein, „ich muss mich auf euch verlassen können!“

Strache kann. Mit 99,23 Prozent – 388 von 391 gültigen Stimmen – bestätigen die Wiener Delegierten Strache am Sonntag in der Hofburg als Parteiobmann. 2012 waren es fast genauso viele (99,21Prozent).

Bis zu Straches Rede ist es schon ein recht langer Vormittag, denn „ordentlicher Parteitag“ bedeutet auch: zahlreiche eher langwierige Programmpunkte. Da erstattet etwa der Landesfinanzreferent Johann Herzog sehr trocken Bericht über die Ausgaben der Partei. Nationalratsabgeordneter Harald Stefan verliest die Namen der Wiener Nationalratsabgeordneten („Magister Magister Doktor Doktor Hubert Fuchs mit seinem unglaublichen Mannschaftsgeist“). Lobt Petra Steger, die Tochter des Ex-Vizekanzlers Norbert Steger, für ihre „so ausgewogene“ Berichterstattung auf FPÖ-TV („Das würde ich auch gern einmal im ORF sehen“).

Da muss man durchaus Sitzfleisch beweisen – so mancher Delegierte nutzt die Reden vor der von Strache für eine Rauchpause. Der Applaus klingt schon etwas träge, da kommt Klubobmann Johann Gudenus als Einpeitscher für Strache. Seinen „Bericht des Gemeinderats- und Landtagsklubs“ verpackt Gudenus – in der Wortwahl sichtlich an Strache orientiert – als sehr polemische Wahlkampfrede. Die rot-grüne Regierung sei „abgehoben, arrogant und ignorant“ geworden.

Da wachen die Delegierten wieder auf, Applaus und Jubel, als Gudenus den „nicht integrationswilligen Sozialschmarotzern aus dem Ausland“ ausrichtet, dass es unter einem Bürgermeister Strache „keine Zuwanderung ins Sozialsystem gäbe“. Grammatikalisch nicht ganz korrekt schreit Gudenus in den Saal: „Wien ist geworden zur Hauptstadt des Jihadismus!“ Nicken, Klatschen im Publikum.

„Mit nassem Fetzen verjagen“

Das ist also schon in bester Wahlkampfstimmung, als Strache an das Rednerpult tritt. Der Parteichef wird mit einem Kurzfilm vorgestellt: einer Art Best-of seiner Reden, unterlegt mit pompösen Fanfarenklängen. Zwischendurch werden unvorteilhafte Fotos von Häupl eingeblendet, dazu Zahlen: Der Rekordschuldenstand der Stadt, die hohe Arbeitslosigkeit.

Applaus, Auftritt Strache, der seine Rede mit einem Rückblick beginnt. Vor zehn Jahren habe er die Wiener Partei übernommen, da sei man bei drei Prozent gelegen. Dann kam die Wahl 2005 und man schaffte 15 Prozent, fünf Jahre später 25,8Prozent. Und jetzt sei die Zeit „nicht nur reif, sondern sogar überfällig“ für einen Wechsel in Wien: Mehrmals an diesem Vormittag stellt Strache den Bürgermeisteranspruch. „30 bis 40 Prozent brauchen wir“, ruft er in den Saal, „um die notwendigen Weichen zu stellen!“

Häupl werde man in die Pension schicken. Ob er in der Toskana seinen Rotwein trinke, beim Heurigen in Grinzing oder mit Vassilakou Retsina auf einer griechischen Insel, sei ihm, Strache, egal: „Hauptsache, sie lassen die Bevölkerung endlich in Ruhe.“ Lachen und Jubel. Später wird Strache es noch einmal angriffiger formulieren: Er wolle Häupl „mit einem nassen Fetzen demokratiepolitisch“ aus dem Amt jagen.

Und wieder fordert Strache ein Wahlergebnis jenseits der 30 Prozent ein und wiederholt sein Ziel, Bürgermeister zu werden. Regieren wolle er nur als Erster, nicht als Juniorpartner. Denn nur so könne er seine politischen Ziele umsetzen.

Die da lauten: 1000 bis 1500 Polizisten mehr für Wien, eine eigene U-Bahn-Polizei. Kampf den „salafistischen Kindergärten“, dem „Transgender-Nikolaus“, den Strache in Wien schon kommen sieht. Die von Ministerin Heinisch-Hosek angeregte Sexualerziehung im Kindergarten ist für den FPÖ-Chef in einer Rede, die die Basis in Stimmung bringen soll, eine „pädophile Entwicklung“.

Trotz des angriffigen Tons hat auch Straches mehr als einstündige Rede ihre Längen. Zu den entscheidenden Passagen ist das Publikum aber wach und klatscht brav bis frenetisch. 2015 wolle er Bürgermeister werden, drei Jahre später dann Bundeskanzler. (mpm/APA)

AUF EINEN BLICK

Heinz-Christian Strache wurde am Sonntag mit 99,23 Prozent der Stimmen als Wiener Landesparteiobmann bestätigt. Acht Abgeordnete – Martin Graf, Harald Vilimsky, Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Gerhard Haslinger (er ersetzt Eduard Schock), Dietrich Kops, Dietbert Kowarik, Dominik Nepp und Wolfgang Seidl – wurden am Sonntag neben Strache und seinen Stellvertretern Johann Gudenus, Veronika Matiasek und Harald Stefan in den Parteivorstand gewählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2014)

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