Damals schrieb: Die Presse

Keine Herberge für Spitzbuben

20. December 1864. (Kleine Provinznachrichten.) Unterhalb des StädtchensKralup im Dorfe Prahn wurde ein Landwirt vor kurzem in einer Nacht durch heftiges Bellen seines Hofhundes und durch wiederholtes Geräusch und Pochen, welches vom Schoppen her vernehmbar war, aus dem Schlafe geweckt; er sprang aus dem Bette und ging hinaus in den Hofraum, um nachzusehen. Als er mit gebücktem Haupte durch das Thürchen des Schoppens eintreten wollte, erhielt er mit einem großen Steine einen so derben Schlag ins Gesicht, daß er allsogleich zu Boden stürzte. Beim Fallen berührte er mit den ausgestreckten Armen zwei Männerfüße. Er hatte noch so viel Geistesgegenwart und Kraft, diese Füße zu erfassenund den Attentäter zu Boden zu reißen. Bauer und Spitzbube rangen nun unter abwechselndem Glücke.

Das vernahm die darüber erwachte Bäuerin in der Stube. Da sie das Bett ihres Mannes leer fand, eilte sie in den Hof und sah bei schwachem dämmernden Mondlichte einen stämmigen unheimlichen Gast über den Hofraum dem Gartenzaunezueilen, um denselben zu erklimmen. Sie eilt dem Spitzbuben nach, reißt ihn, da er schon auf der Kante des Zaunes sich befand, in den Hofraum hinein, erfaßt ihn bei den Füßen, und hält den Zappelnden solange, bis auf ihr Geschrei der herbeispringende Gatte und bald mehrere herbeigekommene Nachbarn den Gauner festnahmen. Derselbe wurde an das Komotaner Untersuchungsgericht abgeliefert. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2014)

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