Immobilien: Bessere Zeiten für Käufer

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Makler erwarten heuer österreichweit Preisrückgänge. Ausgenommen sind Miet- und Eigentumswohnungen in zentraler Lage sowie Baugrundstücke: Diese dürften sich weiter verteuern. Ein Büro zu mieten wird billiger.

Wien. Die gute Nachricht zuerst: Immobilien in Österreich sollen sich heuer verbilligen, und zwar im Schnitt um 2,3 Prozent. Das ist zumindest die durchschnittliche Einschätzung von 500 Maklern bei einer Umfrage des Makler-Netzwerks Remax. Es deckt sich mit anderen Marktberichten, die ebenfalls zum Schluss kommen, dass die Zeit der steilen Preisanstiege vorbei ist. So wurden auf der Immo-Plattform FindMyHome.at Ende 2014 Wiener Mietwohnungen um durchschnittlich 14,05 Euro pro Monat und Quadratmeter brutto (also inklusive Hausbetriebskosten und Umsatzsteuer) feilgeboten. Ein Jahr zuvor waren es noch 14,24Euro.

Doch nicht nur Makler erkennen eine Entspannung bei den Angebotspreisen, welche von den tatsächlichen Preisen oft abweichen: Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), die Immobilien in Wien für stark überbewertet hält, hat kürzlich festgestellt, dass die Überbewertung (gemessen an einem von der OeNB berechneten „Fundamentalpreis“) innerhalb eines Jahres von 23 auf 20 Prozent zurückgegangen ist– obwohl die Preise selbst noch gestiegen sind.

Mieten liegt im Trend

„2015 wird ein gutes Jahr für Käufer und Mieter“, meint Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer. Ursache ist das steigende Angebot. Immobilienbesitzer rechnen nicht mehr mit allzu steilen Preisanstiegen und trennen sich daher leichter von ihren Häusern und Wohnungen.

Wer hofft, dass er demnächst Schnäppchen in zentraler Lage erhält, dürfte dennoch enttäuscht werden. Lediglich die Zeit der steilen Preisanstiege dürfte vorbei sein: Zwischen Anfang 2007 und Mitte 2013 haben sich die Immobilienpreise in keinem EU-Land so stark verteuert wie in Österreich, nämlich um 39 Prozent. In Wien betrug das Plus gar 80 Prozent.

Nun geht es seitwärts. Wer in zentraler Lage eine Wohnung mieten will, wird dennoch um 3,1Prozent tiefer in die Tasche greifen müssen als vor einem Jahr, glauben die Remax-Experten. Eigentumswohnungen in zentraler Lage dürften sich um 2,5, Baugrundstücke um 1,9 Prozent verteuern. Dass gerade die Mietwohnungen die Nase vorn haben, nachdem sich Eigentum jahrelang stärker als die Mieten verteuert hat, erklärt Reikersdorfer mit der höheren Nachfrage. Mieten ist wieder in. Ursachen sind seiner Ansicht nach die Kreditklemme sowie die wirtschaftliche Unsicherheit: Wer sich nicht sicher ist, wie lang er seinen Arbeitsplatz noch hat, entscheidet sich nicht so leicht für einen Kauf.

Luxus wird billiger

Das gilt auch für Einfamilienhäuser. In Siedlungslage sollen sich diese um 0,4 Prozent verbilligen, in Einzellage um 1,3 Prozent. Wer in eine Landgemeinde zieht, sollte dort um 2,6 Prozent billigere Mietwohnungen und um 3,9 Prozent günstigere Eigentumswohnungen vorfinden als vor einem Jahr.

Wer sich immer schon mit dem Gedanken getragen hat, sich ein Luxusobjekt zuzulegen, damit aber noch gewartet hat, kann sich ebenfalls freuen: Penthouses, Lofts und Maisonetten werden ebenfalls billiger– ebenso wie Zinshäuser.

Generell zeigt sich: Im oberen Preissegment ist der Deckel drauf. Käufer sind nicht bereit, noch tiefer in die Tasche zu greifen. Im mittleren Segment stagnieren die Preise, das untere Segment– dazu zählen etwa Wiener Wohnungen unter 150.000 Euro– wird jedoch teurer.

Bei den Gewerbeimmobilien setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre fort: Geschäftslokale (ausgenommen solche in Einkaufszentren und großen Einkaufsstraßen) sollen sich um 5,7Prozent verbilligen, Büros werden sich um 5,4 Prozent günstiger anmieten lassen, Betriebsobjekte und Betriebsgrundstücke werden um 4,7 Prozent billiger erhältlich sein.

Preisrückgänge dürfte es übrigens bei Immobilien in allen Bundesländern geben. Am stärksten sollen diese in Salzburg (5,7), Oberösterreich (3,6) und dem Burgenland (2,8 Prozent) ausfallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2015)

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