„Du spielst ein Match, das du nicht spielen willst“

Roger Federer of Switzerland hits a return against Andreas Seppi of Italy during their men´s singles third round match at the Australian Open 2015 tennis tournament in Melbourne
Roger Federer of Switzerland hits a return against Andreas Seppi of Italy during their men´s singles third round match at the Australian Open 2015 tennis tournament in Melbourne(c) REUTERS (CARLOS BARRIA)
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Roger Federer schied überraschend in der dritten Runde der Australian Open aus, der Schweizer unterlag dem Südtiroler Andrea Seppi. Sportliche Nachrufe werden wieder getippt, doch Federer will „nichts hineininterpretieren“.

Melbourne. Roger Federer schloss seine Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ die Arme neben dem Körper baumeln. Gerade hatte sich der Tennis-Star bei den Australian Open einen seiner 55 unerzwungenen Fehler gegen den Italiener Andrea Seppi geleistet. Er schien zu ahnen, dass an diesem Freitag im Melbourne Park eine Serie enden würde. Seit 2004 stand der 33 Jahre alte Profi aus Basel beim Grand Slam in Melbourne mindestens im Halbfinale. 2015 ereilte ihn das bittere, überraschende Aus schon in der dritten Runde.

Da stand er also, dieser 1,90 Meter große Südtiroler, in dessen sportlicher Vita bislang drei Turniersiege in Moskau, Belgrad und Eastbourne verzeichnet sind. Seppi war bei einem Grand-Slam-Turnier noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen, aber jetzt stand er da und schrie, er lachte. Er hatte verdient mit 6:4, 7:6, 4:6, 7:6 über Federer triumphiert. „Ich konnte nicht mein bestes Tennis spielen“, erzählte der Schweizer später in der Pressekonferenz, als er wieder einmal viel zu früh sein Scheitern erklären musste und den schönen Satz sagte: „Du spielst ein Match, das du nicht spielen willst.“

Melbournes trügerische Ruhe

Seit dem Wimbledon-Triumph 2012 wartet der doppelte Zwillingspapa auf seinen 18. Grand-Slam-Titel. Nach dem bemerkenswerten Jahr 2014, als er mehr Matches gewann als jeder andere Profi und fünf Titel feierte – vor allem nach seinem 1000. Sieg und dem Erfolg in Brisbane – rechneten Experten mit dem fünften Federer-Coup Down Under.

Auch Federer wirkte vor Turnierbeginn gelassen, optimistisch. Die ganze Familie war mit nach Australien gereist, in Brisbane besuchte er mit seiner Frau Mirka und den vier Kindern Leo und Lenny, Myla und Charlene das Tangalooma Island Resort auf der Insel Moreton und fütterte dort wilde Delfine. In Melbourne genossen die Federers Spaziergänge im Botanischen Garten und die Ruhe im Gegensatz zu Spektakeln in New York oder London. Doch statt das Finale in der nach seinem Idol benannten Rod-Laver-Arena zu spielen, kann sich Federer erneut auf sportliche Nachrufe einstellen. Gelingt jemals der 18. Grand-Slam-Sieg? Oder ist seine Zeit vorbei? Federer sagt: „Natürlich ist es kein gutes Gefühl, aber ich würde da nicht so viel hineininterpretieren. Ich habe nicht schockierend schlecht gespielt. Aber es war ein sehr schlechter Tag.“ (dpa/fin)

AUSTRALIAN OPEN

Herren, 3. Runde: Nadal (ESP-3) – Sela (ISR) 6:1, 6:0, 7:5, Anderson (RSA-14) – Gasquet (FRA-24) 6:4, 7:6, 7:6, Kyrgios (AUS) – Jaziri (TUN) 6:3, 7:6, 6:1, Seppi (ITA) – Federer (SUI-2) 6:4, 7:6, 4:6, 7:6, Murray (GBR-6) – Sousa (POR) 6:1, 6:1, 7:5, Berdych (CZE-7) – Troicki (SRB) 6:4, 6:3, 6:4, Tomic (AUS) – Groth (AUS) 6:4, 7:6, 6:3.

Doppel, 2. Runde: Becker/Sitak (GER/NZL) – Knowle/Pospisil (AUT/CAN-13) 2:1 ret.

Damen, 3. Runde: Scharapowa (RUS-2) – Dijas (KAZ-31) 6:1, 6:1, Halep (ROM-3) – Mattek-Sands (USA) 6:4, 7:5, Bouchard (CAN-7) – Garcia (FRA) 7:5, 6:0, Makarowa (RUS-10) – Pliskova (CZE-22) 6:4, 6:4, Wickmayer (BEL) – Errani (ITA-14) 4:6, 6:4, 6:3, Shuai (CHN-21) – Schwedowa (KAZ) 7:6, 6:3.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2015)

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