Bombenattentat 1995: Oberwart gedenkt der Opfer

Vier Roma der Siedlung in Oberwart kamen beim Versuch das Schild zu entfernen durch die Explosion ums Leben.
Vier Roma der Siedlung in Oberwart kamen beim Versuch das Schild zu entfernen durch die Explosion ums Leben.APA
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Kanzler Faymann und Vizekanzler Mitterlehner rufen zum entschlossenen Vorgehen gegen Rassismus und Extremismus auf. Abends wird Bundespräsident Fischer zu einem Lichterzug erwartet.

Vor 20 Jahren wurden in Oberwart vier Roma durch eine Rohrbombe ermordet. Im Gedenken an dieses Attentat, aber auch unter Hinweis auf die jüngsten Anschläge in Paris bekannten sich Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Mittwoch zum entschlossenen Vorgehen gegen Rassismus, Diskriminierung und Extremismus.

Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath starben in der Nacht auf den 5. Februar 1995, als sie eine Tafel mit der rassistischen Aufschrift "Roma zurück nach Indien" entfernen wollten. Dahinter hatte sich eine Sprengfalle des Briefbombenbauers Franz Fuchs verborgen. Mit einer Ausstellung, einem Lichterzug und in einer Gedenkfeier wird am Nachmittag und Abend in der burgenländischen Gemeinde der Opfer gedacht. Erwartet werden dazu unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer, Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) sowie Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Superintendent Manfred Koch.

"Wachsamkeit gegenüber autoritären Tendenzen"

"Dieser schwerste politische Anschlag seit 1945 hat uns gezeigt, dass wir wachsam gegenüber autoritären und antidemokratischen Tendenzen sein müssen. Das ist heute aktueller denn je", betonte Bundeskanzler Faymann am Vormittag in einer Aussendung. Man lasse es nicht zu, dass extreme Gruppierungen einen Keil in die Gesellschaft treiben. Österreich sei eine Nation der Vielfältigkeit, genau darin bestehe ihre Kraft: "Jede Volksgruppe hat das Recht auf einen fairen, gerechten und respektvollen Umgang."

Faymann erinnerte daran, dass die Volksgruppe der Roma - die seit 1993 in Österreich als solche anerkannt ist - während der NS-Zeit systematisch verfolgt wurde. 17.000 ihrer Angehörigen wurden im Zuge des Holocausts im sogenannten Zigeunerlager in Auschwitz umgebracht.

Das Rohrbomben-Attentat von Oberwart - es war der Anfang einer weiteren Briefbombenserie - habe gezeigt, wohin Fremdenhass und Extremismus in letzter Konsequenz führen können. "Umso wichtiger ist es, dass wir in Österreich konsequent für Toleranz, Respekt, Menschenrechte und ein friedliches Miteinander eintreten", mahnte Vizekanzler Mitterlehner in einer Aussendung. Auch die jüngsten Anschläge von Paris hätten einmal mehr verdeutlicht, "dass wir gemeinsam für die Grundwerte unserer Gesellschaft eintreten und sie entschlossen gegen Terroristen verteidigen müssen".

Neos: Niemals vergessen

Grünen-Chefin Eva Glawischnig plädierte am Mittwoch dafür, "gemeinsam für ein friedliches Miteinander aller Bevölkerungsgruppen" einzustehen und sich als Gesellschaft nicht von Hass und Extremismus spalten zu lassen. Der stellvertretende Klubobmann der Neos, Niki Scherak, warnte davor, dass Anschläge gegen das Gesellschaftssystem zu Hass gegen Minderheiten führen könnten: " Intoleranz gegenüber Muslimen hat in Österreich genauso wenig zu suchen, wie der Hitler-Gruß bei einer Demonstration in der Wiener Innenstadt."

(APA)

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