Alijew starb alleine in Drei-Mann-Haftraum
In einer 15-Quadratmeter-Zelle auf der Krankenstation der Justizanstalt Josefstadt hat der kasachische Ex-Botschafter seine letzten Stunden verbracht.

Drei Betten, drei Kästen, zwei Tische und ein Fernseher - in der etwa 15 Quadratmeter großen Zelle auf der Krankenstation der Justizanstalt Wien-Josefstadt hat der kasachische Ex-Botschafter Rachat Alijew seine letzten Stunden verbracht, ehe er im Februar 2015 tot aufgefunden wurde. Erhängt an einem Haken in der Nasszelle. Laut Aufzeichnungen war 14 Stunden niemand in seiner Zelle.Im Bild: eine baugleiche Zelle; die Bildergalerie wurde im Februar 2015 erstellt
(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)

Dass Alijew allein in einem Drei-Mann-Haftraum untergebracht war, hatte einen einfachen Grund. Der Ex-Botschafter hatte seit Jänner von der Staatsanwaltschaft einen Laptop zur Verfügung gestellt bekommen, um jederzeit Einblick in das umfangreiche Material seiner Prozessakten zu haben. "Damit wir Manipulationen am Gerät ausschließen können, musste er alleine sein", sagt die Leiterin der Justizanstalt Josefsstadt, Helene Pigl damals. Untertags hatte er jedoch, wie jeder andere Strafgefangene auch, Kontakt zu Mithäftlingen, mit denen er etwa Schach gespielt habe.
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Drei Justizwachebeamte waren in der Nacht von Alijews Tod für die Kontrolle der Station zuständig. In den Zellen gibt es keine Kameras, jedoch könnte durch das Fenster für die Essensausgabe Einblick genommen werden. "Das wurde aber auch nicht geöffnet", erklärte die Leiterin der Justizanstalt damals.
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Über den Türstandsanzeiger - eine elektronischer Kontakt zwischen Tür und Rahmen, der anzeigt, wann die Zelle auf- bzw. wieder zugesperrt wird - ist deutlich zu sehen: Rund 14 Stunden hat niemand Alijews Zelle betreten. Um 17.18 Uhr wurde die Zelle geöffnet, dem Vernehmen nach erfolgte zu dieser Zeit die Medikamentenausgabe. Nur 31 Sekunden später wurde der Haftraum für die Nacht verschlossen.
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Zwischen 17.19 Uhr und 7.26 Uhr starb der Ex-Botschafter. In dieser Zeit habe es keine Bewegungen gegeben, so die Leiterin der Justizanstalt. Am Morgen des 24. Februar wurde die Leiche Alijews mit Mullbinden erhängt an einem Haken der sogenannten Nasszelle, ein Raum mit Waschbecken und Toilette, aufgefunden.Im Bild: Eine baugleiche Nasszelle
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Auf ersten Auswertungen der Videoaufnahmen war der Staatsanwaltschaft zufolge keine Anzeichen auf Fremdeinwirkung zu sehen. Wäre der kasachische U-Häftling in seiner Zelle überwältigt und ermordet worden, hätte man den Übergriff hören müssen, war Peter Prechtl, Leiter der Vollzugsdirektion, kurz nach dem Tod überzeugt.
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Die Staatsanwaltschaft Wien hat die Polizei mit den Ermittlungen beauftragt, die Zelle Alijews durfte seitdem nicht mehr betreten werden. "ACHTUNG! Haftraum nicht öffnen" steht auf einem weißen Zettel, der mit zwei Klebestreifen an der schweren Zellentür angebracht ist.
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Der Haftraum befindet sich im fünften Stock der Krankenabteilung. "Z5/10" - wie die Justizwachebeamte den Raum nennen - ist der letzte Raum in dem kurzen Gang. Eine Überwachungskamera hängt direkt über der Tür, gibt Einsicht in das Geschehen vor der Zelle und am Gang. >> Aktuelle Entwicklungen zum Fall Alijew
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