Optimales Raumklima leicht gemacht

Holzforschung. Ausgeklügelte Bauweisen sollen ein gutes Raumgefühl schaffen. Das allein reicht aber nicht aus. Lüften und Beschatten sind ein Muss.

Wer will es in seinen vier Wänden nicht behaglich haben, im Sommer wie im Winter? Viel ist von bautechnischer Seite in den letzten Jahrzehnten dazu geforscht worden. Die Energieeffizienz stand im Mittelpunkt. Holzmassivbauweise, Holzrahmenkonstruktionen, Stahlbeton, eine Kombination daraus? Welche Dämmung wird verwendet? Fragen, mit denen sich Häuslbauer sicherlich zu Genüge auseinandergesetzt haben. „Aber zwei Dinge“, gibt Martin Teibinger, Leiter des Bereichs Bauphysik der Holzforschung Austria (HFA), einem Mitglied der Austrian Cooperative Research (ACR), zu bedenken, „sind in den Überlegungen meist zu kurz gekommen oder überhaupt nicht beachtet worden: die Beschattung der Fenster und die nächtliche Lüftung.“

Für ein gutes Raumklima auch im Sommer sind nämlich drei Faktoren verantwortlich: der Wärmeeintrag von außen und von innen, die Lüftung während der Nacht und die Bauweise. „Fenster und deren Beschattungssysteme wie Innen- und Außenjalousien beeinflussen zwei dieser Faktoren und sind somit extrem wichtige Teile eines Hauses mit Wohlfühlfaktor“, fasst Teibinger die Ergebnisse seiner Forschungen im Rahmen des von Technologie- und Wissenschaftsministerium finanzierten Comet-K-Projekts „HFA Timber“ zusammen.

Richtig beschatten

Der richtige Sonnenschutz und optimale Beschattungsmaßnahmen außen bei den Fenstern und als Jalousien im Scheibenzwischenraum schützen vor der Sonnenstrahlung und verhindern, dass zu viel Wärme ins Gebäude eindringt. „Das ist zunehmend ein Thema, weil die Glasfronten der Häuser immer größer werden und der Wärmeeintrag durch die Sonne daher steigt.“ Der Energieeintrag in ein Gebäude kann durch einen optimal gewählten Sonnenschutz um bis zu 90 Prozent reduziert werden.

Ein außen angebrachter Sonnenschutz hat eine größere Wirkung als eine innen angebrachte Jalousie. Auch untertags nicht genutzte Räume wie beispielsweise Schlafzimmer und Wohnzimmer sollten einen Sonnenschutz bekommen, damit sie sich über den Tag nicht unnötig erwärmen.

„Die Lüftung eines Raums oder des ganzen Hauses hat in den Betrachtungen bislang eher eine untergeordnete Rolle gespielt“, so Teibinger. Die Bauweise und die Konstruktion der Wände standen im Vordergrund. „Lüftungsanlagen wurden berücksichtigt.“ Doch es geht viel einfacher, eine ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten. In den Untersuchungen der HFA zeigte sich nämlich, dass eine energieeffiziente Lüftungsanlage nicht ausreicht, damit die Raumtemperatur über Nacht angenehme Werte erreicht. Das Öffnen der Fenster – so simpel es klingt – führt erst zur optimalen Kühlung.

Auch die Farbe der Fassade sollte klug gewählt sein: Dunkle Farben absorbieren mehr Sonnenenergie als helle Farben. Daher sind die Häuser in südlichen Gegenden wie Griechenland meistens weiß gestrichen. (pp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2015)

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