Ogris: "Viel auf den Deckel bekommen"

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Die Austria enttäuschte beim 1:1 in Grödig schwer, Trainer Andreas Ogris sucht noch nach des Rätsels Lösung. Franco Foda und Sturm Graz sind weiter im Hoch.

Wien. Acht Runden vor Schluss der Fußballbundesliga ist die Wiener Austria endgültig im Niemandsland der Tabelle angekommen. Bereits acht Punkte fehlen den Violetten nach einem mageren, höchst enttäuschenden 1:1 in Grödig auf Platz fünf, der unter Umständen noch zur Europacupteilnahme berechtigen könnte. Die Hoffnungen der Wiener, kommende Saison international vertreten zu sein, ruhen immer mehr auf dem Cup. Aber, dessen müssen sich die Klubchefs in Favoriten bewusst sein – eine zweite Saison in Serie ohne Europacupeinnahmen würde einen immensen Rückschritt bedeuten.

Auch Andreas Ogris – das Urgestein wurde nach der viel zu lang hinausgezögerten Freistellung des Salzburgers Gerald Baumgartner als Interimslösung bzw. „Feuerwehr“ bis Saisonende installiert – konnte Austria das Selbstverständnis in drei Spielen im Amt nicht zurückgeben. Der Wiener versuchte sich in Grödig mit einer sehr defensiven Spielanlage samt Fünfer-Abwehrkette, mit absolut mäßigem Erfolg. „Es scheint, dass immer noch eine Verunsicherung da ist“, erkannte Ogris. „Wir sind im Moment nicht in der Lage, die Aktionen mit dem letzten Punch, mit Hunger fertig zu spielen.“

Ogris bittet um Nachsicht

Spielerisch hatte sein Team wenig bis gar nichts anzubieten. Das ist die Wahrheit, so schmerzhaft sie auch erscheinen mag für die Austria-Familie. Auch ist damit dem Klub ein Sieg im Stadion neben der A10-Autobahn weiterhin verwehrt geblieben. Violett wirkte trotz früher Führung geradezu gehemmt. „Es ist im Moment ein bisschen schwer, das muss man verstehen“, hofft Ogris auf Verständnis. Die Mannschaft habe in den vergangenen Wochen „sehr, sehr viel auf den Deckel bekommen“, das müsse man erst verdauen und parallel dazu den schnellsten Weg aus dem Tief finden. Bislang ist es ein Irrlauf.

Vier Ligaspiele in Folge hat Austria nun nicht gewonnen. Mit den Europa-League-Qualifikationsplätzen vier oder fünf beschäftigt sich Ogris bei elf bzw. acht Punkten Rückstand nicht. Am Samstag empfängt man den fünftplatzierten WAC. „Ich schaue jetzt nicht auf Platz vier, das ist für mich nicht wichtig“, betonte der Austria-Trainer. „Jetzt ist es wichtig, das Selbstvertrauen der Mannschaft zu erhöhen.“

Der Sieg im Cup-Viertelfinale in Kapfenberg (2:0) hat nicht den erhofften Schub gebracht. Auf Rückschläge reagiert die Austria weiterhin mit Rückzug. „Die Mannschaft ist nicht gefestigt genug, um damit umzugehen. Das ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen passiert.“ Zumindest nach hinten ist Austria bei zwölf Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Admira abgesichert.

Sturm: 35 von 54 Punkten

Wie man sich professionell aus einer Krise spielt, zeigt Sturm Graz vor. Mit konstant guten Leistungen im Frühjahr rückten die Steirer auf Platz drei vor. Die Zeit, in denen unter Trainer Darko Milanic eine gewisse Form der Stagnation auf dem Spielfeld eingetreten war, ist längst vorbei. Es herrscht Aufbruchstimmung, die Spieler zeigen Einsatz und Willen, nein: den von Ogris bei seinen Spielern vermissten „Hunger“.

Möglich gemacht hat das der Deutsche Franco Foda. Seit der Rückkehr des Meistermachers von 2011 Ende September 2014 haben die Steirer 35 von 54 möglichen Punkten geholt. Nach dem 5:0 gegen Aufsteiger Altach wollen sich die Steirer mit einem Europacupplatz nicht begnügen. In den letzten acht Spielen ist der Vorstoß auf Platz zwei das Ziel. Im August 2011 haben die Steirer gegen Borisow knapp den Einzug in die Champions League verpasst.

Mit diesem Auftritt haben die Grazer das durch sechs Siege in sieben Spielen ohnehin gestärkte Selbstvertrauen weiter abgesichert. „Die Mannschaft hat sich gut bewegt, viel rochiert im letzten Drittel und im Spiel gegen den Ball sofort auf Defensive umgeschaltet“, war Foda zufrieden.

Ein interessantes Detail ist nicht mehr zu übersehen: Es sind Teenager, die bei Sturm herausragen. Spieler wie Lovric (17), Gruber (19) oder Avdijaj (18) sorgen für Akzente. Avdijaj, Leihgabe von Schalke 04, traf im dritten Spiel in Folge und zeigte mit zwei Assists auf. „Jeder Spieler inklusive der Wechselspieler ist ein Buchstabe vom Alphabet“, sagt Foda. „Du brauchst alle Spieler. Jeder, der reinkommt, muss alles abrufen, alle 20 Spieler müssen in die gleiche Richtung denken.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2015)

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