Reaktionen auf den Tod von Grass
Autorenkollegen wie Imre Kertesz und Politiker würdigten den am Montag verstorbenen Literaturnobelpreisträger Günter Grass.

Der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz (85) trauert um seinen Freund und Kollegen Günter Grass, der am Montag verstorben ist: "Wir haben uns nicht mit dem selben Thema beschäftigt, aber wir waren Freunde und haben uns gegenseitig geschätzt", ließ der schwer kranke Kertesz ("Galeerentagebuch") am Montag in Budapest der Deutschen Presse-Agentur über seine Frau Magda mitteilen.
(c) EPA (Georgios Kefalas)

Schriftstellerin Elfriede Jelinek: "Ich würde sagen, daß die 'Blechtrommel', als ich sie als junges Mädchen gelesen habe, für mich der Beginn einer neuen Sprache in der Literatur war. Ich habe damals begriffen, daß Schreiben nicht einfach Erzählen oder Beschreiben ist, sondern seine eigenen Gesetze schaffen kann, aus den Bedürfnissen eines Textes heraus", so die Literatin in einer Mail an die APA. "Ich glaube, damals, schon auf den ersten Seiten des Romans, habe ich eine Ahnung davon bekommen, daß ich einmal Schriftstellerin werden könnte."
(c) APA (ROLAND SCHLAGER)

Mit großer Trauer reagierte auch der Autor Salman Rushdie. Auf Twitter würdigte er Grass als einen wahren Giganten, Inspiration und Freund. "Schlage für ihn die Trommel, kleiner Oskar."
(c) APA (Helmut Fohringer)

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Grass als großen Autor und streitbaren politischen Geist. In einem Kondolenzschreiben betonte Gauck am Montag: "In seinen Romanen, Erzählungen und in seiner Lyrik finden sich die großen Hoffnungen und Irrtümer, die Ängste und Sehnsüchte ganzer Generationen." Grass sei zeitlebens ein eigenwilliger politischer Geist gewesen, der Auseinandersetzungen und Kritik nicht fürchtete und politische Debatten über Jahrzehnte wesentlich beeinflusste. "Sein Werk ist ein beeindruckender Spiegel unseres Landes und ein bleibender Teil seines literarischen und künstlerischen Erbes", betonte Gauck.
(c) REUTERS (INA FASSBENDER)

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Grass als Wegbegleiter, engen Freund und Ratgeber der deutschen Sozialdemokratie gewürdigt. "Mit ihm verlieren wir einen der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeschichte und einen engagierten Autor und Kämpfer für Demokratie und Frieden", erklärte Gabriel am Montag in Berlin. Grass hatte immer wieder Wahlkampf für die SPD gemacht und vor allem mit Willy Brandt einen engagierten Austausch gepflegt. "Ohne seine mahnende Stimme für mehr Toleranz, seinen Willen zur Einmischung und seine regelmäßigen politischen Interventionen wäre unser Land ärmer", betonte der deutsche Vizekanzler. "Die SPD verneigt sich vor Günter Grass."
(c) REUTERS (AXEL SCHMIDT)

"Der Tod von Günter #Grass hinterlässt eine große Lücke. Er war ein herausragender Schriftsteller, Intellektueller und enger Freund", schrieb Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, auf Twitter.
(c) APA/EPA/JULIEN WARNAND (JULIEN WARNAND)

Der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer in einer ersten Reaktion: "Mit Günter Grass verliert die Literaturwelt einen der bedeutendsten Schriftsteller des deutschen Sprachraums. Seine Romane zählen unbestritten zur Weltliteratur". Günter Grass habe sich in seinen Werken oftmals mit der deutschen Vergangenheit auseinandergesetzt, besonders mit dem Regime des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit. "Für ihn war die Thematik des Vergessens und der Schuld ein zentrales Anliegen in seinen schriftstellerischen Werken. Damit hat er auch immer wieder wichtige Anstöße zur Diskussion gegeben und Beiträge zur Aufarbeitung unserer Geschichte geleistet", so Ostermayer.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)