Was ich lese

Sozial- und Kulturanthropologin,
Universitätslektorin in Wien
[ Foto: Archiv]

Erzählungen aus anderen Kulturen zeigen auf persönliche und reflektierte Weise, wie vielfältig unsere Welt ist. Sie erklären andere Weltbilder, die Globalisierung und schildern schöne Landschaften – ein entspannender korrektiver Gegenpol zu den oft negativen Medienberichten.

Mit Cees Nootebooms Schiffstagebuch, mit Pico Iyers Sushi in Bombay, Jetlag in LA und Bruce Chatwins Traumpfadenbeobachte ich Menschen an fernen Orten, folge traditionellen und philosophischen Gedanken sowie den globalen Verknüpfungen. Ilija Trojanow im Weltensammler geht in das 19. Jahrhundert zurück und folgt dem exzentrischen Richard Francis Burton (1821 bis 1890) auf dessen Abenteuern durch Indien, Arabien und Afrika. In den Tagebuchaufzeichnungen von Paul Theroux in Basar auf Schienen gleitet eine faszinierende Welt (Indien, Indonesien, Japan und Sowjetunion) am Zugfenster vorüber. William Dalrymple beschreibt in Neun Leben unterschiedliche persönliche Beziehungen zum Göttlichen in Indien.

Herausragend erlebe ich V.S. Naipauls politische Chronik Indien, Land des Aufruhrs über komplizierte Kastenwesen, indische Ashrams, Armut in den Dörfern und Städten. In Amitav Ghoshs Hunger der Gezeiten sind wir mitten in den Sunderbans in der Bucht von Bengalen, einem Land, zusammengehalten von den graugrünen Wurzeln der Mangroven und beherrscht von Königstigern. Es geht um den Antagonismus von Naturgewalt und kulturellen Errungenschaften. Der Menschenfresser von Malgudi von R. K.Narayan erzählt über das indische Dorfleben und die Zirkuswelt – humorvoll, verzweifelt und ironisch aus der Sicht des Tigers. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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