"Elefantenhaut"

Der Halbstünder "Elefantenhaut" der Filmstudenten Ulrike Putzer und Severin Fiala läuft nächste Woche im Wettbewerb der renommierten Kurzfilmtage Oberhausen.

Sie sind „schon ein wenig nervös“ geben die Filmstudenten Severin Fiala (*1985) und Ulrike Putzer (*1982) zu. Österreichische Beiträge schaffen es nämlich nicht oft in die Konkurrenz des wichtigsten deutschen Kurzfilmfestivals, der Kurzfilmtage Oberhausen. Heuer sind es sogar drei – die beiden anderen kommen allerdings von renommierten Namen: Mara Mattuschka und Josef Dabernig. Putzer und Fiala haben mit dem 33-Minüter Elefantenhaut hingegen nach mehreren Filmübungen ihr „erstes wirklich persönliches Projekt machen können“. Elefantenhaut ist eine stimmige Charakterstudie aus der Provinz: Druckereiarbeiterin Elfi hat Liebeskummer und Probleme mit der renitenten, pflegebedürftigen Mutter. Eines Abends flieht sie in die Disco, wo sie ein Entertainer mit Elvis-Faible (famos: Michael Thomas aus Import/Export) belagert.

Keim des Films war ein Drehbuch über einen Autobastler, den ein Freund Fialas spielen sollte: „Als alles fertig war, war er verschwunden.“ Die Suche nach Ersatz dauerte fast ein Jahr. An den Abenden klapperten Putzer und Fiala Tankstellen und Racingbahnen ab, auch Auto-Tuning-Treffen mit wahren Bastelenthusiasten. Das Casting war problematisch. Die drei häufigsten Gegenfragen, wenn man jemanden fragt, ob er in einem Film mitspielen wolle: 1) „Wird das ein Porno?“ 2) „Muss ich mich ausziehen?“ 3) „Was zahlt's ihr?“

Schließlich fand sich eine perfekte Protagonistin in der Druckereiangestellten Elfriede Schatz, die Fiala vom Rotkreuzdienst in seiner Heimatstadt kennt. Ein neues Drehbuch wurde entworfen und in zwölf Tagen verfilmt. Beim Dreh hätte sich Laiendarstellerin Schatz als „unzerstörbar“ erwiesen, sagt Fiala: „Einmal waren wir bis fünf Uhr Früh in der Disco, um sechs Uhr musste sie wieder auf sein, um sieben im Büro.“ Die Disco war dafür unterbesetzt: „Es war zwar Samstagabend, aber bei der Konkurrenz gab es eine Hot-on-Ice-Party. Trotzdem haben sich genug Leute einfach vor die Kamera gestellt und in Großaufnahme hineingewinkt.“ Das kommt teuer, gerade wenn man wie Putzer und Fiala auf Zelluloid und in langen Einstellungen dreht: Die große Szene zwischen Elfi und Michael Thomas im Auto vor der Disco dauert fast eine Filmrolle lang ohne Schnitt. „Beim ersten Mal kamen knapp vor Schluss Randalierer, damit war eine ganze Rolle im Eimer: Und die kostet inklusive Entwickeln allein schon 300 Euro.“

Zwar hätte es „relativ viel Förderung“ gegeben, aber der Großteil davon wanderte in die Technik. Eventuelle Preisgelder – heuer gab es schon den Pluch-Drehbuchförderpreis bei der Diagonale – dienen zum Abdecken der Kosten, viele Rechnungen kommen erst jetzt. So ist nun für die Projektion in Oberhausen eine wirkliche Filmkopie gezogen worden: „Wenn die Förderung für die Festivalkopie hereinkommt, sollten wir wenigstens allen anderen Beteiligten ihren Aufwand ersetzen können.“ Fabry

christoph.huber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2009)

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