Und wer fragt uns Schüler?

Als Ziel der von der Ministerin Schmied angeregten Reform steht die höhere Effizienz und Qualität sowie Performancesteigerung der Schüler. Mit ihrer Idee zu einer Gesamtschule und der höheren Lehrverpflichtung hat die Ministerin auf jeden Fall einen Schritt in Richtung Zukunft gemacht, nämlich die Aufmerksamkeit der Gesellschaft darauf zu lenken, dass beim derzeitigen Schulsystem akuter Handlungsbedarf besteht.

Allerdings sehe ich die aktuellen Ergebnisse der Verhandlungen vom Montag sehr kritisch. Denn die einzige Möglichkeit zu einer beständigen und höheren Bildung ist die Erhöhung der Leistungsbereitschaft seitens der Lehrer und Schüler und eine breit gefächerte Meinungsbildung und Denkanregung der Jugendlichen. In den geplanten Maßnahmen finde ich jedoch kaum Ansätze zur Verwirklichung dieser ambitionierten Punkte, denn ich glaube nicht, dass man durch längere Schulzeiten (Kürzung der schulautonomen Tage) höhere Effizienz erreicht, sondern vielmehr ausgelaugte, frustrierte und erschöpfte Schüler, deren Auffassungsvermögen und -bereitschaft noch stärker sinkt.

Meine Anregungen: Umgestaltung des aktuellen Lehrplans und des Schulsystems sowie mehr qualifizierte Lehrer. Unser derzeitiges Schulsystem ist viel zu stark auf sinnloses Auswendiglernen fokussiert, anstatt auf Denken und Verständnis. Dabei wäre genau das nötig, um Nachhaltigkeit und Wissensanreicherung zu erzielen. Und jemand, der kein Basiswissen hat, bekommt auch nie die Chance zu einer persönlichen und kritischen Meinungsbildung und Interessensvertretung. Im Rahmen der Schulreform sollte auch der Lehrplan neu bearbeitet werden, indem man sich auf das Wesentliche beschränkt.

Wie in der Wirtschaft

Ein weiterer notwendiger Schritt sind qualifizierte und engagierte Lehrer (die sich auch bereit erklären, zum Wohl der Schüler Mehrarbeit zu leisten), die die Notwendigkeit des Zusammenspiels von erforderlicher Disziplin und zwischenmenschlicher Beziehung mit ihren Schülern erkennen. Das Prinzip funktioniert wie in der Wirtschaft – wer nicht ausreichenden Kontakt mit seinen Geschäftspartnern pflegt, wird langfristig scheitern. Ein weiteres Kriterium liegt in der Fähigkeit, die Schüler für das jeweilige Fach interessieren und motivieren zu können und ihnen Spaß am Lernerfolg zu vermitteln. Um ein guter Lehrer zu sein, bedarf es also mehr als „nur Vorbereitungsmaßnahmen“ zu treffen, man benötigt auch pädagogisches Gespür, was allerdings nicht durch die Ausbildung gesichert ist. Deswegen sehe ich es als wesentlich an, dass Lehrer bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen müssen, die auch regelmäßig überprüft werden.

Um als Schüler ein weites Wissensspektrum zu erlangen reicht es aber natürlich nicht, sich nur auf andere zu verlassen, sondern es setzt auch ein gewisses Maß an Selbstverantwortung und Disziplin voraus, was man jedoch nur durch den eigenen Verstand und Intellekt erreichen kann.

Wenn man aber zielorientiert und nachhaltig arbeitet, dann braucht man nicht mehr Stunden oder eine Ganztagsbetreuung, sondern im Gegenteil – es wäre kontraproduktiv, längere Schulzeiten und weniger freie Tage einzuführen. Denn ich bin überzeugt, dass die Qualität des Unterrichts nicht durch dessen Quantität steigt.

Kathrin Spörer ist Schülerin der Vienna Business School (HAK) in Mödling.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2009)

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