Kleine Verleser, große Wirkung

„Hol mich bitte sofort ab, ich werde umgebracht.“ Diesen Satz las eine Mutter in Bremen in dem SMS, das sie von ihrem 16-jährigen Sohn erhalten hatte.

Dieser war ins Kino gegangen. Die Mutter verständigte die Polizei, das Kino mit elf Sälen wurde geräumt. Nötig war das nicht, die Mutter hatte sich verlesen. In Wahrheit hieß es in dem SMS: „Musst mich nicht abholen, werde rumgebracht.“

Kein Einzelfall, immer wieder kommt es bei SMS zu Verlesern. So schrieb Gerhard Zeiler, wie sehr er Werner Faymann schätzt: „Wenn man einen Nachfolger brauchte, würde mich die Pein jagen.“ Ein Journalist, der seine Brille vergessen hatte, las aber „würde ich nicht Nein sagen“. Innenministerin Mikl-Leitner wies die Asylbehörden großzügig an: „Wir nehmen die halbe Welt auf“. Die Behörden verstanden: „Wir nehmen sie halb im Zelt auf“. Anna Fenninger schrieb Peter Schröcksnadel: „Für Mercedes würde ich nie zu werben wagen.“ Schröcksnadel las: „Für Mercedes habe ich einen Werbewagen.“ Und der Konflikt eskalierte, zumal Audi ÖSV-Sponsor ist.

Das größte Missverständnis aber passierte im Burgenland. Norbert Darabos hatte Landeshauptmann Hans Niessl per SMS extra vor Rot-Blau gewarnt: „Nur nicht mit den Blauen, so gebe ich dem Lande Rat“. Niessl las aber: „Nur mit den Blauen, so gebe ich den Landesrat“ und erfüllte Darabos seinen vermeintlichen Wunsch. (aich)

Reaktionen an: philipp.aichinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2015)

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