Statistik: Jeder Fünfte hat Migrationshintergrund – vor allem aus der EU

20 Prozent der österreichischen Bevölkerung stammen selbst aus dem Ausland bzw. sind die Kinder von Zuwanderern. Wiederum 40 Prozent davon haben ihre Wurzeln in der Europäischen Union.

Wien. 8,4 Millionen – so viele Menschen lebten 2014 in Österreich. Rund 20 Prozent davon (also jeder Fünfte) hatten einen sogenannten Migrationshintergrund. Das heißt: Die Person selbst bzw. ihre Eltern stammen aus dem Ausland. Dieser Wert ist im Steigen: 2013 wurden noch 90.000 Migranten weniger gezählt. Das geht aus dem Integrationsbericht 2015 hervor, den die Statistik Austria jährlich mit Zahlen, Daten, Fakten rund um die österreichische Bevölkerung belegt.

Die meisten Migranten (39 Prozent) stammen dabei aus einem anderen EU- oder EWR-Staat. 29 Prozent kommen aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens außerhalb der EU (also abzüglich Sloweniens und Kroatiens). 15 Prozent haben einen türkischen Migrationshintergrund. Der Rest, also 17 Prozent, stammt aus anderen Nicht-EU-Staaten.

Wer kommt nach Österreich?

Sieht man sich die Anzahl der Zuwanderungen im Vorjahr an, fällt auf: Erstmals kamen die meisten Einwanderer aus Rumänien. Auf Platz zwei folgen die Deutschen, knapp gefolgt von Ungarn. Die größte Bevölkerungsgruppe unter den Ausländern allgemein (also nicht nur den frisch zugewanderten) machen in Österreich allerdings immer noch die deutschen Nachbarn aus.

Wohin kommen Zuwanderer genau?

Die Statistik Austria sah sich auch die Verteilung in Österreich an – allerdings nur der Menschen mit einem ausländischen Geburtsort, Migranten der sogenannten zweiten Generation sind also nicht mit einberechnet.

40 Prozent der Menschen mit Geburtsort außerhalb von Österreich leben demnach in Wien. 13,1 Prozent in Oberösterreich. Niederösterreich hat einen Wert von 12,5 Prozent, anschließend folgen die Steiermark (neun Prozent), Tirol (8,1 Prozent), Salzburg (6,2 Prozent) sowie Vorarlberg (4,8 Prozent). Die beiden Schlusslichter bilden Kärnten (4,1 Prozent) und das Burgenland mit nur zwei Prozent.

Was die Zuwanderung nach Österreich betrifft, befinde sich das Land in einer „außergewöhnlichen Situation“, meinte Stephan Marik-Lebeck von der Statistik Austria am Donnerstag. Im Vorjahr gab es eine ungewöhnlich hohe Nettozahl an Zuwanderern in Österreich. Soll heißen: 2014 zogen verhältnismäßig viel mehr Menschen nach Österreich, als Personen das Land verlassen haben.

Der Wanderungssaldo betrug im Vorjahr 72.324 Personen. Im Vergleich zu 2013 blieb die Abwanderung 2014 gleich, die Zuwanderung erhöhte sich um 12 Prozent. Ein Grund für diesen Anstieg: Die Anzahl der neu anerkannten Flüchtlinge war im Vorjahr so hoch wie zuletzt 1982 „mit der Flüchtlingswelle aus Polen“, so Marik-Lebeck.

Einen ähnlichen Zuwanderungswert gab es in der jüngeren Vergangenheit lediglich Anfang der 1990er-Jahre, „also rund um den Zerfall Jugoslawiens“, meint Marik-Lebeck. Und wie leben die Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich? Sind Unterschiede zu Einwohnern ohne Wurzeln im Ausland erkennbar?

Ja, zeigt die Statistik. Etwa im Bildungsbereich: Insgesamt befanden sich im Vorjahr 77 Prozent der 15- bis 19-Jährigen in einer Aus- oder Weiterbildung. Bei jenen Jugendlichen, die im Ausland geboren sind, betrug der Wert allerdings nur 60 Prozent.

Wie werden Migranten entlohnt?

Unterschiede gibt es auch im Berufsleben: Berechnet man den Durchschnitt der Entlohnungen, erhielten rund 14 Prozent aller Erwerbstätigen einen Stundenlohn von weniger als zwei Dritteln des Medians (die eine Hälfte liegt unter, die andere über dem Wert). Bei im Ausland geborenen Erwerbstätigen war der Anteil mit 28 Prozent doppelt so hoch. Bei den höheren Stundenlöhnen, die um mehr als ein Drittel über dem Median liegen, zeigt sich ein umgekehrtes Bild: 27 Prozent der in Österreich Geborenen erhielten höhere Löhne. Die Arbeitslosenquote ausländischer Staatsangehöriger lag 2014 bei 12,1 Prozent, jene der Österreicher bei 7,6Prozent. (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2015)

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