Molche als Hustensaft? Jetzt im Zoo geschlüpft

Wer Tierarten erhalten will, stößt auf skurrile Geschichten. Termitennester aus Plastik helfen bei der Echsenzucht, und mexikanische Nonnen haben einen seltenen Molch gerettet, weil sie ihn zu Hustensaft verarbeiteten.

„Es gibt ein Literaturzitat von 1903, dass ein Ei der Krokodil-Teju-Echse in einem Baumtermiten-Nest gefunden wurde“, sagt Anton Weissenbacher, Zoologischer Abteilungsleiter in Schönbrunn. In so einem Nest ist es sauber und gut temperiert. „Obwohl es bis heute keinen Beleg gibt, dass die Echsen das regelmäßig machen, haben wir ein Pseudotermitennest gebastelt und es den Echsen angeboten.“

Seine Kollegin Doris Preininger berichtet, dass man zuvor im Röntgen gesehen hat, dass das Weibchen Eier hat, dann wurde die Plastikbox in der Größe eines Termitennests ins Terrarium gebracht. Tatsächlich legte das Echsenweibchen die Eier hinein. Die beiden Wissenschaftler zeigen der „Presse“ auch den Keller voller „unscheinbarer Fischarten“, die vom Aussterben bedroht sind oder in der Natur gar nicht mehr vorhanden. Eine Art kam in Jordanien nur in einer Oase vor, die nun zerstört wurde. „Aus dem Back-up unserer Nachzuchten können renaturierte Gebiete wieder besiedelt werden“, so Weissenbacher.

Ein anderer Fisch kam nur in einem Thermalsee in Rumänien vor. Das angrenzende Thermalbad zapfte den See an, woraufhin die Fische im schrumpfenden Gewässer verendeten. „Zum Glück fand ein Mann diese Tiere und rettete die wenigen noch lebenden Individuen für die Nachzucht. Sonst wäre diese Art heute ausgestorben.“

Noch skurriler ist die Geschichte des Dumeril-Querzahnmolchs: Er lebte nur in einem See in Mexiko. „Als dort neue Fische eingesetzt wurden, dezimierten sie den Molch“, so Weissenbacher. Zum Glück gab es daneben ein Kloster, in dem Nonnen die Amphibien züchteten, um daraus Hustensaft herzustellen. „Die Nonnen verfassten den ersten Zucht-Leitfaden für diese Tiere. Heute gibt es den Querzahnmolch wahrscheinlich nur bei uns und bei Peter Praschag von der Turtle-Island-Organisation in Graz.“ Der Schildkrötenexperte brachte den Molch, der aussieht wie ein „lächelndes Wassermonster mit violetten Haaren“, auch zum Zoo nach Wien. Hier sind nun die Molchbabys geschlüpft. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)

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