Alphabet: Das Ende der Google-Buchstabensuppe

(c) Die Presse/Clemens Fabry
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17 Jahre nach Gründung des Unternehmens ist Google längst nicht mehr nur eine Suchmaschine: Anlass für eine Restrukturierung im Zeichen der Transparenz.

Die Ankündigung Googles, sich unter der Dachgesellschaft "Alphabet" neu zu organisieren, kommt einem Paukenschlag gleich. Die Reaktionen sind äußert positiv, und auch die Börse reagierte mit einem ordentlichen Kurssprung auf die Neuigkeit. Die dynamische Entwicklung des Unternehmens, das 1998 gegründet wurde und seit 2004 an der Börse ist, hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem "Gordischen Knoten" entwickelt, den es jetzt zu entwirren gilt.

Google ist längst keine Suchmaschine mehr, auch wenn im täglichen Sprachgebrauch zur Informationsbeschaffung sich "googeln" längst zu einem geflügelten Wort entwickelt hat. Doch was, beziehungsweise wer, ist Google heutzutage? Eine Suchmaschine? Ein selbstfahrendes Auto, ein Software-Hersteller, eine Video-/Gaming-Plattform, oder doch ein Labor zur Untersuchung von Krankheiten?

Alles und nichts ist Google

Das von Larry Page und Sergey Brin geführte Unternehmen ist genau all das und eigentlich noch viel mehr. Trotz steigender Gewinne stieg aber in den vergangenen Jahren die Skepsis gegenüber dem Unternehmen. Aktionäre wollten mehr Klarheit und Transparenz, und Google reagierte jetzt mit der Umbenennung zu "Alphabet" - einer Dachgesellschaft, in der Google unter der Leitung von Sundar Pichai ebenso viel Aufmerksamkeit zuteil werden soll, wie den anderen Sparten, die jetzt als eigenständige Firmen geführt werden. Natürlich bleibt die Gesamtführung in den Händen von Larry Page und Sergey Brin. Doch die mittlerweile aufgeblasene und undurchsichtige Firmenstruktur soll dabei aufgelockert und übersichtlicher werden. Für jedes der ab sofort getrennt geführten Unternehmen soll ein eigener CEO die Verantwortung tragen. An die beiden Google-Gründer wird künftig nur mehr berichtet. Nur in dringenden Fällen wollen sie eingreifen.

Doch darf diese Zerteilung in "mundgerechte Häppchen" nicht nur als reines Entgegenkommen den Aktionären gegenüber angesehen werden. Neben Transparenz und dem Wohlwollen der Anleger hält man auch die EU, die die Zerschlagung des Unternehmens aufgrund von Monopolisierungen fordert, auf Distanz. Und nicht zu vergessen, dass auch das Forschungs- und Innovationslabor "Google X" künftig separat geführt wird. Denn aus Google Glass hat das Unternehmen anscheinend sehr wohl gelernt. Nämlich, dass ein gescheitertes Projekt durchaus negative Konsequenzen für den Markennamen haben kann.

Klare Abgrenzungen zu Google

Dass künftig Produkte und neue Services unabhängig und nicht direkt mit Google assoziiert werden, bewahrt vor einem Image-Schaden. "Google Glass" entstammte "Google X" und war eigentlich als separates Produkt zu sehen. Das gelang aber nicht, weil es namentlich zu eng mit dem Unternehmen verknüpft war. Das soll künftig nicht mehr passieren. 

Doch sollte man sich als Privatperson aktiv darum bemühen sich nicht komplett an Google-Dienste zu binden, muss man künftig vermehrt ein Auge darauf haben, welcher Konzern tatsächlich hinter Neuankündigungen steht. Hier wird sich bezüglich der Transparenz gegenüber dem privaten Nutzer erst in den kommenden Jahren herausstellen, ob dieses Konzept aufgeht.

So detailliert Larry Page aber auch über die Überlegungen zur Neustrukturierung auf dem firmeneigenen Blog geschrieben hat, so überstürzt scheint die Ankündigung dennoch zu sein. Normalerweise hätte der Konzern davor darauf geachtet, dass der neue Firmenname auch tatsächlich verfügbar ist. Denn "alphabet.com" gehört der BMW-Gruppe, und auch auf Twitter ist der Name bereits vergeben. Hätte Google aber den Kauf dieser Namen angestrengt, wäre das Vorhaben bereits verfrüht durchgesickert, aber in Bezug auf Transparenz ist das zumindest hinsichtlich der Namensgebung kein optimaler Start. Denn Alphabet ist künftig unter "abc.xyz" zu finden.

>> Zum Blogeintrag von Larry Page

>> Zur neuen Unternehmensseite Alphabet

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