„Museales“ Markenzeichen: Außen klassisch, innen modern

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Genormte Fenster, festgelegte Dachneigung: Alpbachs Häuser bestechen durch ihr ähnliches Aussehen – seit dem Jahr 1953.

Ein Rundgang durch das „schönste Dorf Österreichs“ lässt jegliche Zweifel verschwinden: In Alpbach wird Tradition gelebt – und bewohnt. „Die einheitlichen Fassaden sind unser Markenzeichen“, sagt Bürgermeister Markus Bischofer. Der Vorwurf, dadurch museal zu wirken, stört ihn nicht. „Wer sich architektonisch verwirklichen möchte, hat 278 andere Tiroler Gemeinden zur Verfügung“, sagt der Ortschef – er lehnt eine Abkehr von der seit 1953 bestehenden Bauordnung ab.

Ihr besonderes Merkmal ist ein Zusammenspiel aus Stein und Tann: Das Parterre ist aus Mauerwerk, das ab dem ersten Stock durch Holz bzw. eine Holzverkleidung abgelöst wird. Die maximale Bauhöhe ist mit einem Erdgeschoß, zwei weiteren Vollgeschoßen und einem ausgebauten Dachgeschoß festgelegt – Hotelbetriebe ausgenommen. Die Innenausstattung liegt indes in individueller Hand. „Hier sind die Architekten gefragt, damit eine Kombination von Tradition und Individualität gelingt“, sagt Bischofer. Als „Vorzeigemodell“ nennt er das Gemeindeamt: außen klassisch, innen modern.

„Die Fenstergröße ist ebenso genormt wie die Dachschräge, die zwischen 16 und 21 Grad zu liegen hat“, sagt der Bürgermeister. Weitere Feinheiten: Die Fensterbreite liegt bei maximal 2,50 Meter Rohmaß und ist so zu wählen, dass der Wandteil zwischen den einzelnen Fenstergruppen mindestens ein Drittel der Fensterbreite beträgt. Die Umrahmung hat „in einer dezenten Farbe zu erfolgen“, heißt es in der Bauordnung.

Dort für zulässig befunden sind „symmetrische“ wie „unsymmetrische“ Satteldächer, „Flachdächer bzw. Terrassendächer auf Sockel- bzw. Erdgeschoßen, die größer als das darauf gesetzte Haus sind“ sowie „Pult- und Flachdächer für untergeordnete Gebäudeteile“. Zu decken sind die Dächer mit Ton-, Betondachplatten oder Holzschindeln, das Farbspektrum reicht von grau über dunkelgrau bis anthrazit. Vorgesehen ist außerdem ein „Alpbacher Balkon“ – der dort angebrachte Blumenschmuck brachte dem Ort einst den Titel „Schönstes Blumendorf Europas“ ein.

Dreieinhalb Ausnahmen

Keine dezidierten Vorschriften gibt es für die Eingangstür. „Sie sollte aber zum übrigen Bild passen“, sagt Bischofer. Eine knallrote Variante beispielsweise würde der Bauausschuss nicht genehmigen.

Doch auch im Tiroler Bergdorf finden sich Ausnahmen: „Das Congress Centrum, die Bergbahnstation und der Spar fallen aus dem optischen Raster“, räumt der Bürgermeister ein. Geschuldet ist das, etwa bei den Seilbahnen, den geltenden Sicherheitsbestimmungen, beim Tagungszentrum dagegen dem optischen Anspruch: „Es gab einen Wettbewerb“, erinnert sich der Bürgermeister. Die Entscheidung ging zugunsten der Moderne aus. „Ein überdimensionales Bauernhaus wäre verstörend statt geschmackvoll gewesen.“

Weit weniger offen spricht er über einen weiteren Ausreißer: die Praxis des örtlichen Arztes: „Hier wurden kleine Zugeständnisse akzeptiert, etwa bei der Holzverkleidung“, meint Bischofer. „Das geschah vor meinem Amtsantritt. Grund war die Kombination von Wohnhaus und Praxis.“ Bei Interesse an Baugründen ist übrigens Eile geboten: „Es gibt nur noch ein paar Lücken“, sagt Bischofer. Die Quadratmeterpreise hängen von der Nähe zum Ortskern ab. „Im Zentrum kommt man auf 300 bis 500 Euro pro Quadratmeter, weiter draußen liegt der Preis zwischen 150 und 180 Euro.“

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