Der Braumeister aus der Garage

Jos Moser
Jos Moser(c) Katharina Roßboth
  • Drucken

Jos Moser hat in Inneralpbach seine eigene Brauerei gebaut – in der früheren Lkw-Garage seines Bruders.

„Ich brauch deine Garage.“ „Wozu?“ „Da bau ich eine Brauerei rein.“ Es war dieser simple Dialog, mit dem alles begann. Und so übernahm Jos Moser im Jahr 2006 die Garage seines Bruders, baute sie um und richtete sich seine eigene Brauerei ein. Klingt simpel, war es auch, sagt Moser. Es ist eng in dem Gebäude, zwischen Sudhaus und Gärkeller, die beide in einen Raum gepfercht sind. Immerhin, gerade hat er hier keine größeren Mengen Bier gelagert, sonst müsste man sich durch noch engere Gänge bewegen. „Dafür habe ich hier kurze Wege.“

Die Liebe zum Bier begleitet den 52-Jährigen aus Inneralpbach schon seit 35 Jahren. „Da war ich Fernfahrer, habe Brauereien beliefert – und von dort immer etwas zum Probieren mitgenommen.“ Bis er sein Hobby zum Beruf machen konnte, dauerte es noch einige Zeit. Nicht, dass er untätig gewesen wäre. Aber es gab doch noch einige andere Dinge, die er vorher erledigen musste.

Ende der 1980er, da baute er etwa das Gebäude der Spedition Berger in Kundl – die dem Vater des ehemaligen Formel-1-Fahrers Gerhard Berger gehörte. Danach, erzählt er, entwickelte er den leichtesten Sattelanhänger, den sogenannten „Berger-Light“, war Werkstättenleiter, Ausbildner und Konstrukteur. Als 2003 die Fahrzeugindustrie in Schwierigkeiten geriet, wollte ihn Gerhard Berger, der nunmehr der Firma vorstand, nach Berlin schicken. „Da habe ich gemerkt, Jos, da willst du nicht hin.“

50.000 bis 70.000 Liter

Und so sattelte er um. Und machte in der Schulbrauerei beim Salm Bräu in Wien die Ausbildung zum Bierbrauer. Er pendelte zwischen Inneralpbach und Wien, lernte die Feinheiten der Braukunst – und schließlich ließ er sich von Salm auch die Sudhäuser in seiner umgebauten Garage installieren. So konnte er schließlich bald das erste Bier brauen und auch verkaufen.

50.000 bis 70.000 Liter sind es, die er in seiner „Kristallbrauerei“ pro Jahr braut. „Mein Ziel ist es, leichtere Biere mit mehr Geschmack zu brauen. Und das geht nur mit einem System, wie ich es gebaut habe.“ Und deutet auf die vielen Rohre, die quer durch die Garage verlaufen. „Nur die Heizung ist hinter dem Haus.“ Das Malz bezieht er aus Grieskirchen („und ich verwende nie weniger als vier Sorten pro Bier – die meisten Biere sonst haben nur zwei“), den Hopfen aus Spalt bei Nürnberg („das ist der beste weltweit“) – und das Wasser kommt aus Alpbach. Genau darin sieht er auch das Geheimnis. Denn das Wasser hier habe die beste Qualität.

Vier Sorten braut er in seinem Einmannbetrieb, ein Zwickl, ein Weizen, ein Keller und um Weihnachten ein Bockbier. „Das Bier ist naturtrüb, unfiltriert, süffig.“ Unfiltriert deswegen, weil man sich so stärker von den großen Brauereien abheben kann. Er experimentiert laufend, spielt viel mit dem Hopfen. „Das Bier soll nicht bitter sein, sondern lieblich. Es geht als Pils durch, aber auch als Speisebegleiter.“ Und zwischendurch braut er versuchsweise auch das, was heute gerne unter dem Label „Craft Beer“ vermarktet wird. „So ein Pale Ale, zum Beispiel. Aber nur, wenn ich gerade genug Platz habe.“

„Nie wem was nachmachen“

All das soll auch zu seinem Motto passen: „Du sollst nie wem was nachmachen, sonst bist du nur Zweiter. Ich will das Original sein.“ Das zeigt er auch mit seinen Flaschen. Sie sind aus Ton („da bleibt das Bier kühl“) – und schwarz. Und ja, er hat sie selbst entworfen, bei einer Firma fertigen lassen, die ihm erst den Vogel gezeigt hat – und einige Jahre später fragte, ob man das Design nicht auch anderen Brauereien anbieten dürfe.

Auch bei der Flaschengröße geht er eigene Wege. Die Standardgröße ist 0,75 Liter. „Weil, wenn zwei auf ein Bier gehen wollen, trinken sie meistens ein kleines. Das geht sich dann mit einer Flasche aus.“ Das Bier selbst hat keinen Namen. Nur „Mein Bier“ – Kunden können sich das Etikett dann individuell bedrucken lassen.

Ein Großteil geht zu Feinkost Käfer nach München, in der Umgebung in 4-Sterne-Hotels und gehobene Gastronomie „von Kitzbühel bis Innsbruck“. Und nach Alpbach, etwa in den Spar-Markt. Und in die Formel 1. Denn zu Red-Bull-Chef Didi Mateschitz hat er ein gutes Verhältnis. „Dem habe ich Anhänger konstruiert, mit denen er mehr Paletten transportieren kann.“

Ach ja, merkt er an, einen zuckerfreien Radler macht er auch noch. Mit Stevia. Zu verkosten unter anderem im Verkostungsraum, den er neben der Garage gebaut hat. Und welches Bier mag er am liebsten? „Wenn man mich fragt, was ich trinken will, bitte ich um einen weißen Spritzer“, meint er. „Denn eigentlich trinke ich ja viel lieber Wein.“

Kristallbrauerei, HNr. 431, 6236 Alpbach. Mo 14-19, Mi-Fr 14-19, Sa 10-12 Uhr,
www.kristallbrauerei.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.