Karriere – trotz Behinderungen

Gregor Demblin
Gregor Demblin(c) Stanislav Jenis
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Diskriminierung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen gehört geahndet, sagt Unternehmer Gregor Demblin. Rund 1,2 Millionen Österreicher haben eine Behinderung.

Österreich wird behindertenfreundlicher. An der Offenheit gegenüber Menschen mit Behinderungen müsse aber noch gearbeitet werden – ebenso an deren Integration in die Geschäftswelt. „Diskriminierung ist ein großes Thema, das hierzulande leider immer noch eher als Kavaliersdelikt betrachtet wird, sagt Gregor Demblin, Gründer von Disability Performance und Career Moves, einer Job-Plattform für Menschen mit Behinderung. Im anglo-amerikanischen Raum hingegen „wird das tatsächlich als Straftat gesehen und geahndet“.

Aktuell leben in Österreich rund 1,2 Millionen Menschen mit Behinderung. Die offensichtlichsten Einschränkungen kommen dabei am seltensten vor: „Blinde und Rollstuhlfahrer gibt es sehr wenige, über 90 Prozent der Behinderungen sind nicht sichtbar – etwa chronische oder psychische Krankheiten, Einschränkungen beim Hören oder im Bewegungsapparat nach schweren Bandscheibenvorfällen, sagt Demblin, der seit einem Unfall im Jahr 1995 im Rollstuhl sitzt. Solche Behinderungen würden von den Betroffenen oft verschwiegen – vor allem im Bewerbungsgespräch. „Man befürchtet, dann nicht eingestellt zu werden“, so Demblin, dabei gebe es „kaum einen Job, den man mit einer Behinderung nicht machen kann“. Man müsse sich lediglich auf die vorhandenen, statt die fehlenden Fertigkeiten konzentrieren. Gemacht werde dies allerdings viel zu selten: Laut Behindertenanwaltschaft stieg die Beschäftigungslosigkeit von 2013 auf 2014 um 21,6 Prozent – 57.594 sind demnach ohne Job. Im Vergleich: Bei Menschen ohne Einschränkung stieg sie um nur 9,1 Prozent.

Firmen haben es zu leicht

„Man macht es den Unternehmen doch recht einfach, um behinderte Arbeitnehmer gewissermaßen herumzukommen“, sagt Demblin. Eigentlich müssten Arbeitgeber pro 25 Arbeitnehmern eine „begünstigte behinderte Person“ einstellen. Tun sie das nicht, ist eine Ausgleichstaxe zu zahlen – für jeden zu Beschäftigenden 248 Euro monatlich, ab 100 Arbeitnehmern 348 Euro und ab 400 oder mehr Arbeitnehmern sind es 370 Euro monatlich pro fehlende Person mit Behinderung. Rund 80 Prozent der heimischen Unternehmen zahlen diese Taxe, anstatt die Einstellungsquote zu erfüllen. „Es wäre wichtig, der Quote den negativen Beigeschmack im Sinne eine Strafzahlung zu nehmen, und Anreize zu schaffen“, so Demblin. Sein Vorschlag: Betriebe, die mehr als die gesetzlich vorgegebenen Mitarbeiter mit Behinderung einstellen, oder Firmen mit weniger als 25 Arbeitnehmer, die das tun, sollten Prämien erhalten.

Aufgeräumt gehörte auch mit den Vorurteilen in puncto Entlassungen: „Viele glauben, sie werden behinderte Angestellte nie wieder los – das ist falsch.“ Seit Jänner 2011 wird der besondere Kündigungsschutz nicht mehr nach sechs Monaten, sondern erst nach vier Jahren wirksam. „Selbst dann ist eine Kündigung möglich“, wenn auch nur sehr schwer, sagt Demblin, der seit 2014 Disability-Performance-Checks anbietet. Dabei werden Workshops abgehalten und die verschiedensten Unternehmensbereiche auf ihre Barrierefreiheit hin analysiert. Ergebnis ist eine zehndimensionale Landkarte. „Das schafft Sensibilität und eine Strategie, um Ungleichheiten abzubauen“, betont Demblin. Bereits testen ließen sich unter anderem die Bank Austria und REWE International AG.

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