Petzner-Buch: "Haider war im Prinzip triviale Figur"

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Petzner-Buch: "Haider war im Prinzip triviale Figur"APA/GEORG HOCHMUTH
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Der frühere BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner veröffentlicht heute sein Buch "Haiders Schatten". Der verstorbene Landeshauptmann habe Spenden von Gaddafi erhalten.

Er war "Haiders Schatten", und so lautet auch der Titel des Buches, das Stefan Petzner am Freitag veröffentlicht. Der frühere BZÖ-Generalsekretär und heutige PR-Unternehmer schrieb ein persönliches Buch über einen Menschen, "der mein Leben geprägt hat". Der Titel beziehe sich aber auch auf den Schatten, den die "Lichtgestalt" Jörg Haider geworfen habe, erklärte Petzner.

Jörg Haider, den am 11. Oktober 2008 bei einem Autounfall verstorbenen Kärntner Landeshauptmann, lernte Petzner als 22-jähriger Student und Mitarbeiter der "Kleinen Zeitung" kennen. Zunächst habe es immer wieder telefonisch Kontakt gegeben, später habe ihn Haider auch im Studentenheim besucht und schließlich wurde Petzner Pressesprecher des Landeshauptmanns. Petzner beschreibt zunächst seinen eigenen Aufstieg und dass es bereits als schüchternes Kind sein Wunsch gewesen sei, Generalsekretär "in der FPÖ unter Jörg Haider" zu werden. Reden etwa habe er vor dem Badezimmerspiegel geprobt. Haider fragte er bei einem Besuch im Studentenheim einmal, was ihm bei dem Sager zur "ordentlichen Beschäftigungspolitik" eingefallen sei. Der damalige Landeshauptmann habe dies als seinen größten Fehler bezeichnet, die Aussage sei ihm "passiert", schreibt Petzner.

Später als Pressesprecher habe er gelernt, die "Koketterie mit dem Nationalsozialismus als simples Marketinginstrument zu nutzen". Seine "Grenzgänge" bei Formulierungen verteidigt er im Buch mehrfach. Über weite Strecken zeigt sich Petzner darin zunächst fasziniert von seinem ehemaligen Chef - etwa von dessen Personengedächtnis oder seine körperliche Fitness angesichts des Arbeits- und Terminpensums. Als "extrem schlecht" hat Petzner hingegen die von Haider selbst verfassten Leserbriefe in Erinnerung.

Dass gigantische Veranstaltungen 100.000 Euro Steuergeld gekostet haben, habe Haider "nicht interessiert". Im weiteren Verlauf des Buchs beschreibt ihn Petzner dann als "im Prinzip triviale Figur", deren politische Inhalte immer die gleichen blieben - etwa das Wettern gegen Proporz und die Ablehnung alles Fremden.

"Eigene Parteien waren Haider ziemlich egal"

Seine eigenen Parteien, zunächst die FPÖ und dann das BZÖ, seien Haider "ziemlich egal" gewesen. Er habe sie lediglich als Vehikel zur Macht gesehen. Der Parteiapparat habe ihn "genervt", so Petzner. Die Gründung des BZÖ bezeichnet Petzner als "Fehler", er habe schon damals gesagt, dass es nicht gut gehen würde. Haider habe "wieder einmal" eine Idee nicht richtig zu Ende gedacht, stellte er fest.

Apropos Geld, Haider habe "wie andere europäische Politiker" Spenden von Gaddafi bekommen - mehrmals bis zu 200.000 Dollar in bar. Um es nicht deklarieren zu müssen, wurde das Geld in Beträgen zu je 9.900 Euro auf Banken verteilt. Haider habe außerdem eine Ölquelle im Irak - ein Geschenk von Saddam Hussein - besessen, berichtet Petzner.

"Nur als Vehikel zur eigenen Inszenierung" habe Haider auch die Hypo Alpe Adria Bank gedient. Petzner sollte dann nach Auffliegen des "Spekulationsskandals" die Krisen-PR managen und die Landesregierung als "Opfer" darstellen. Wäre Haider noch am Leben, gäbe es den Skandal in dieser Dimension nicht, glaubt Petzner. Er hätte „proaktiv gehandelt“, um das möglichst diskret zu entschärfen,  bevor die Situation politisch und medial eskalierten konnte.

Vor der Nationalratswahl hatte Haider selbst wieder die Bundespartei übernommen und Petzner übte die Funktion des Generalsekretärs aus. Petzner schreibt, dass zunächst Ewald Stadler als Spitzenkandidat ins Rennen geschickt werden sollte, schließlich war es aber doch Haider selbst, der 2008 antrat. Der Verkehrsunfall, bei dem Haider am 11. Oktober 2008 ums Leben kam, warf Petzner aus der Bahn. Der Landeshauptmann war tot und die Partei führungslos: "Es kam mir vor, als bräuchte ich eine PR-Strategie für den Weltuntergang", so Petzner. Schnell wurde ihm bewusst, dass der Tod seines "Lebensmenschen" auch den Anfang seines politischen Endes bedeuten würde.

"Haider war in einem Schwulenlokal gewesen und dann betrunken mit dem Auto gefahren, wie ich es befürchtet hatte", erklärte Petzner zur Unfallnacht. Fehler gestand auch er selbst ein, etwa mit den sehr emotionalen und offenen Interviews, die er danach gegeben habe.

"Niemand sah unsere Schwächen"

Das Buch ist nicht nur eine persönliche Schilderung, sondern soll auch einen Blick hinter die Kulisse des Rechtspopulismus werfen, der mit "immer gleichen simplen Tricks" die anderen Parteien vor sich hertreibt und die Wähler manipuliert und für sich gewinnt. "Niemand sah unsere Schwächen. Niemand hat sie genutzt", so der Autor.

Petzner, geboren 1981, wuchs auf einem Bergbauernhof im steirisch-kärntnerischen Laßnitztal auf. Bis zum Ausscheiden des BZÖ aus dem Nationalrat blieb er Abgeordneter. Heute wirkt er als politischer Berater und PR-Unternehmer. "Einmal Haider, immer Haider", dies sei sein "Schicksal", stellt Petzner im Buch an einer Stelle etwas resigniert fest. Mit dem Abstand von fast sieben Jahren sei nun aber die Zeit reif gewesen, für eine "sachliche, nüchterne" Auseinandersetzung , erklärte er im Gespräch.

(APA)

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