Enthauptung in Brasilien vor 9000 Jahren

(c) Imago/Xinhua
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Forscher vermuten bei dem Fund ein komplexes Ritual.

In einer Felsnische in Lapa do Santo fanden Forscher Indizien für eine Enthauptung, die im frühen Holozän geschah: Zwei amputierte Hände waren gegengleich auf einen Schädel gelegt worden. Es dürfte sich um ein Ritual gehandelt haben, mutmaßt André Strauss vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig in einer mit einem internationalen Team verfassten Studie, die am Mittwoch im Journal Plos One veröffentlicht wurde.

Die Fundstelle befindet sich im Osten Zentralbrasiliens, dort fand man Spuren menschlicher Besiedelung, die auf ungefähr 12.000 Jahre zurückgeht. Man stieß bereits 2007 auf Gräber. Eines, Nr. 26, enthielt diesen Schädel, den Kiefer und die ersten sechs Halswirbel sowie zwei abgetrennte Hände, die auf ein Alter von circa 9000 Jahren datiert wurden. Auf einigen Knochen gibt es diverse Markierungen in V-Form. Die Art der Bestattung lässt nicht auf eine Trophäe von Jägern und Sammlern der Periode schließen, sondern auf ein komplexes Totenritual.

Die Verfasser der Studie glauben, dass dieser älteste bekannte Fall einer Enthauptung in der Neuen Welt zur Neueinschätzung früherer Interpretationen solcher anscheinend weit verbreiteter Praktiken führen könne: Damalige Bewohner von Lapa do Santo – sie hatten wohl kaum reiche Güter, keine komplexere Architektur – hätten „den menschlichen Körper benutzt, um ihre kosmologischen Prinzipien in Bezug auf den Tod auszudrücken“. (norb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2015)

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