Bewegungsmessung ohne Steuergerät. Damit soll ein ungeahnter Grad an Interaktion möglich werden. Microsoft hat diese Technologie für die Xbox 360 auf der Entertainment-Messe E3 präsentiert.
Microsoft will mit "Project Natal" den Controller obsolet machen. Das Zusatzgerät für die Spielkonsole Xbox 360 kann unterschiedliche Gesichter, Sprachen, Formen und Bewegungen erkennen. Damit soll das letzte Einstiegshindernis für Menschen fallen, die Games bisher skeptisch gegenüber standen. Auf der Entertainment-Messe E3 in Los Angeles stellte Microsoft das Konzept vor, das auf den ersten Blick wie eine Kreuzung von Sonys Eye-Toy und Nintendos Wii wirkt.
Angriff auf Nintendo
"Der Controller ist das größte Hindernis für echt interaktive Spiele", bekräftigte Entwickler-Legende Peter Molyneux (Fable, Black & White, Dungeon Keeper) den Gedanken hinter Project Natal. Der Kopf hinter dem Projekt, Kudo Tsunoda, griff mit einem nicht gerade subtilen Seitenhieb die Konkurrenz von Nintendos Wii an: "Wir wollen echte Bewegungssteuerung und nicht einfach auf der Couch sitzen und mit dem Handgelenk wackeln."
Mehrere Bewegungen gleichzeitig erfasst
Während der Vorführung zeigte Microsoft eine Art dreidimensionalen Breakout-Klon, bei dem eine Spielerin Bälle ablenken und gegen eine Wand schleudern musste. Dabei setzte sie ihren gesamten Körper ein. Ihre Bewegungen wurden von Natal erkannt und die Figur am Bildschirm führte sie aus. So konnte sie sogar mehrere Bälle gleichzeitig abwehren und nicht nur einen einzigen.
Project Natal in Aktion
Falls das Video nicht richtig angezeigt wird, laden Sie bitte die Seite neu.
Realistische Interaktion
Auch Regisseur Steven Spielberg betrat die Bühne und bekundete seine Absicht, an Spielen für das neue System arbeiten zu wollen. Molyneuxs Entwickler-Studio Lionhead zeigte unterdessen mit "Milo" eine Tech-Demo, wie ein computeranimiertes Kind mit einer Person durch Natal interagierte. Der Blick folgte der Person und sie reagierte auf Gesten und sogar den Tonfall in der Stimme. Der Realismusgrad der Interaktion war zum Teil beängstigend. Allerdings gab es "Milo" für das Publikum nur über ein Video zu sehen. Einige ausgewählte Journalisten durften sich das "Spiel" hinter verschlossenen Türen selbst ansehen. Christopher Grant von Joystiq zeigte sich beeindruckt von der Fähigkeit Milos, Personen zu erkennen.
Lionheads "Milo"
Falls das Video nicht richtig angezeigt wird, laden Sie bitte die Seite neu.
Kamera misst dreidimensional
Im Inneren von "Natal" arbeiten eine RGB-Kamera und eine Infrarotkamera, wobei letztere für 3D-Messungen zuständig ist und auch bei Dunkelheit funktionieren soll. Mehrere Mikrofone sollen die Stimmen verschiedener Spieler unterscheiden können. Um die Konsole nicht zu belasten, ist ein eigener Prozessor integriert. Damit könnte das Gerät eventuell auch auf anderen Plattformen wie dem PC funktionieren, Microsoft will sich dazu aber nicht äußern. "Xbox only", heißt es vom Unternehmen.
Angebrachte Skepsis?
Auch wenn die Demonstrationen von "Project Natal" sehr beeindruckend waren: Show-Präsentationen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Zu beachten war aber die Vorführung einer Art Zeichenprogramm, bei dem man per Gesten eine Leinwand bemalen kann. Der Vorführer gestikulierte während er redete öfter mit seinen Händen - seine Spielfigur tat es ihm gleich, obwohl sie damit keinerlei Kommandos ausführte.
Spiele müssen erst entwickelt werden
Microsoft könnte mit "Project Natal" nicht nur einen Wii-Killer im Gepäck haben, sondern die Steuerung seiner Spielkonsole Xbox 360 komplett neu erfinden. Passend, dass das ungefähr zur Halbzeit des Produktlebenszyklusses geschieht. Derzeit werden Entwickler-Kits an 300 Partnerfirmen ausgeschickt. Bis erste Spiele zu sehen sein werden, die von der neuen Technologie Gebrauch machen, wird man sich also noch gedulden müssen.
(db)