Vor der Wahl wurde gehofft, man könne in Neubau 50 Prozent holen. Doch so weit kam es nicht.
Wien. Neubau war lange Zeit das gallische Dorf inmitten von Wien. Der einzige Bezirk, der nicht rot oder schwarz eingefärbt war. Seit 2001 haben die Grünen mit Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger im siebenten Bezirk eine Mehrheit – und die konnte er nicht nur verteidigen (im Gegensatz zur benachbarten Josefstadt, wo der 2005 errungene grüne Bezirksvorsteher schon 2010 wieder verspielt war), sondern sogar kontinuierlich ausbauen. Von 32,55 Prozent im Jahr 2001 über 43,26 bei der Wahl 2005 bis zu 45,44 Prozent 2010. Und es wurde schon gemutmaßt, dass der grüne Kernbezirk bei der Bezirksvertretungswahl am 11. Oktober sogar eine absolute Mehrheit schaffen könnte. Allein, das Unterfangen gelang nicht.
Zwar konnten die Grünen den Bezirk erneut sehr deutlich für sich gewinnen, doch das vorläufige Ergebnis – mit Wahlkarten, aber noch ohne Briefwähler – fiel mit 40,44 Prozent dann doch eher enttäuschend aus, ein Minus von rund fünf Prozentpunkten war nicht das, was man erwartet hatte. Also auch der Bezirk, in dem so viele grünaffine Menschen leben, hatte Verluste gebracht. Dafür kamen die Neos auf Anhieb auf knapp unter acht Prozent. Ein neuer Player, der offenbar auch im neo-bürgerlich-kreativen Biotop des Bezirks fischen konnte. Und der dem bisher grünen Höhenflug ein (vorläufiges?) Ende setzen konnte. Abgesehen davon mag für einige Bezirksbewohner die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße eher negative Effekte gebracht haben – in einigen Straßen ist der Verkehr dadurch gestiegen, was an sich grünaffine Wähler vergrämt haben könnte.
Keine Josefstadt, kein Mariahilf
Hoffnungen hatte man sich auch in anderen Bezirken gemacht. Im Battleground Währing (siehe Artikel links) lag man dann auch Kopf an Kopf mit der ÖVP. Doch in Wieden, Margareten, der Josefstadt und am Alsergrund klappte es nicht. Hier mussten sich die Grünen den jeweils regierenden Parteien geschlagen geben. In Mariahilf hatte man sogar zugelegt, während die SPÖ von Bezirksvorsteher Markus Rumelhart ein Minus einfuhr, doch war der Abstand letztlich doch zu groß. Auch in der Josefstadt legte man zu, doch Bezirksvorsteherin Veronika Mickel wehrte den Angriff mit einem Plus für die ÖVP doch recht klar ab. (eko)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2015)