Rote Bezirke: Die Mauern bröckeln, aber sie halten noch

Michael Häupl.
Michael Häupl.(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Die Sozialdemokraten haben nach wie vor die meisten Bezirksvorsteher. Wenn auch mit Verlusten.

Wien. In der Metaphorik des Schachspiels kann man der Wiener SPÖ einen entscheidenden Vorteil zugestehen. Sie hat nach wie vor die meisten Figuren auf dem Spielfeld, soll heißen Bezirksvorsteher in Wien. Doch das starre Spiel ist zuletzt deutlich dynamischer geworden. Und so mussten die Sozialdemokraten in Simmering den schmerzlichen Verlust einer der bis dato wichtigsten Spielfiguren hinnehmen. Und auch das benachbarte Favoriten und Floridsdorf machten auf einmal massive Probleme (siehe Artikel rechts). Doch auf der Haben-Seite stehen immer noch genügend Bezirke, in denen man eine halbwegs komfortable Mehrheit retten konnte.

So konnte etwa in der Leopoldstadt Bezirksvorsteher Karl „Charly“ Hora die FPÖ mit knapp 16 Prozentpunkten Vorsprung in Schach halten, auch Erich Hohenberger in Landstraße konnte mit einem ähnlich großen Vorsprung auf die Freiheitlichen den Bezirk für die SPÖ sichern. In Margareten sind es gar an die 18 Prozentpunkte, die die Sozialdemokraten auf den zweiten Vorsprung haben – nur, dass diesen Platz die Grünen für sich in Anspruch nahmen. Nicht ganz so groß ist der Vorsprung der Roten auf die Grünen in Mariahilf – hier liegen nur knapp fünf Prozentpunkte zwischen den Kontrahenten. Für den SP-Bezirksvorsteher Markus Rumelhart jedenfalls ein Grund zum Aufatmen – er hatte erst vergangenes Jahr Langzeitvorsteherin Renate Kaufmann an der Spitze des Bezirks abgelöst. Sie galt als äußerst beliebt – und sie war es auch, die maßgeblich dafür gekämpft hatte, dass die Mariahilfer Straße verkehrsberuhigt wird.

Ob er in Kaufmanns Fußstapfen treten können würde, war diskutiert worden. Doch offenbar gelang es dem ersten offen homosexuellen Bezirksvorsteher gut, die Menschen in Mariahilf zu überzeugen. Rumelhart werden aber auch Ambitionen abseits des Bezirkes nachgesagt.

Bemerkenswert sind neben der Inneren Stadt auch zwei andere Bezirke, in denen man prozentuell zulegen konnte. Da ist zum einen die Wieden, wo lange von einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgegangen worden war – 2010 lagen SPÖ, ÖVP und Grüne annähernd gleichauf. Und es waren nur wenige Stimmen Vorsprung, die Leopold Plasch damals zum Bezirksvorsteher machten. Diesen Posten und den ersten Platz im Bezirk konnte er bei der aktuellen Wahl recht deutlich absichern – mit einem Plus von rund fünf Prozentpunkten schaffte er einen Polster von knapp acht Prozentpunkten auf die zweitplatzierten Grünen.

Zweiter Platz in Neubau abgesichert

Zulegen konnte die SPÖ auch in Neubau – nach Auszählung der Stimmen, allerdings noch ohne Briefwahl, hielt die Bezirksgruppe von Bezirksvorsteher-Stellvertreter Gallus Vögel bei einem leichten Zuwachs von einigen Zehnteln. Und sicherte damit den zweiten Platz hinter den – trotz Verlusten – dominierenden Grünen deutlich ab.

14 von 23 Bezirken hat die SPÖ also noch recht klar abgesichert, in anderen musste sie kämpfen – oder auch eine Niederlage einstecken. Auf der Wien-Karte wirkt das noch recht eindeutig. Doch ob die roten Flächen bei der nächsten Wahl weiter so viel Platz einnehmen, ist bei Weitem nicht so sicher, wie es scheint. (eko)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2015)

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