Wozniacki: "Ich versuche, so normal wie möglich zu leben"

Caroline Wozniacki.
Caroline Wozniacki.(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Matthias Hauer)
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Caroline Wozniacki, 25, ist der Star beim Generali Ladies in Linz. Die ehemalige Nummer eins der Welt über die richtige Balance zwischen den Courts und der Außenwelt, ihre Freundin Serena Williams und Barack Obamas Tenniskünste.

Die Presse: Vor genau fünf Jahren sind Sie zur Nummer eins der Weltrangliste aufgestiegen. Sind Sie heute eine bessere Spielerin als damals?

Caroline Wozniacki: Ja, ich glaube schon. Ich bin erfahrener und habe ein paar zusätzliche Möglichkeiten in meinem Spiel. Aber das Niveau insgesamt steigt, die anderen Spielerinnen verbessern sich auch. Es gibt immer etwas, was du besser machen kannst. Das macht auch den Reiz am Tennis aus.

Mit 20 Jahren schon an der Spitze: Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Damals ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Ich wollte immer eine dieser Spielerinnen sein, deswegen war es eine unwirkliche Erfahrung. Erst als ich wieder einmal nach Hause gekommen bin, habe ich realisiert: Ich bin die Nummer eins. Das war ein sehr spezieller Moment.

Ist die Nummer eins immer noch ein Ziel?

Jede möchte natürlich die Beste sein. Aber um ehrlich zu sein: Es ist nicht das, woran ich auf dem Trainingsplatz denke. Ich arbeite dafür, Siegerpokale in die Luft zu stemmen. Das motiviert mich, wenn es draußen kalt und regnerisch ist, dafür arbeite ich jeden Tag. Wenn ich ein Turnier spiele, will ich es gewinnen. Ich habe beinahe jedes Turnier gewonnen, das es gibt, nur ein Grand-Slam-Titel fehlt mir noch.

In Wimbledon haben Sie die Spielansetzungen der Damen kritisiert. Sind Sie nach zehn Jahren auf der Profitour und sechs Jahren im Players Council ein Sprachrohr für die Spielerinnen?

Ich habe immer versucht, mich für die Spielerinnen einzusetzen. Wenn in Wimbledon die besten Damen der Welt nicht auf den großen Plätzen auflaufen dürfen, finde ich das nicht fair. Die anderen Grand Slams versuchen, alle gleich zu behandeln. Darum ging es mir. Wir haben schließlich gleiche Bezahlung, gleiche Rechte. Die Spielerinnen wollen anerkannt werden.

Serena Williams ist Ihre beste Freundin. Können Sie nachvollziehen, dass sie nach dem verpassten Kalender-Grand-Slam die Saison vorzeitig beendet hat?

Auf jeden Fall. Wenn ich so eine Saison wie Serena mit drei Major-Titeln gehabt hätte, würde ich es auch ruhig angehen. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste (34 Jahre alt, Anm.) und muss auf ihren Körper achten. Wenn sie noch ein paar Jahre spielen will, muss sie solche Entscheidungen treffen, um zur richtigen Zeit wieder fit zu sein.

Werden Sie auch mit 34 noch spielen?

Nein. (lacht)

Sie sind in einer Sportlerfamilie aufgewachsen, Ihr Vater ist gleichzeitig Ihr Trainer. Eine Konstellation, die im Tennis öfter zu Spannungen führt.

Ich habe eine großartige Familie, ohne sie wäre ich nicht da, wo ich bin. Mein Vater ist mein Trainer und auch einer meiner besten Freunde. Er war selbst Sportler, er kann nachvollziehen, wie es ist, auf dem Platz unter Druck zu stehen. Und er weiß, wann ich im Training ans Limit gehen kann, und wann nicht. Auch meine Mutter ist immer eine große Unterstützung, vor allem, wenn ich schrecklich gespielt habe und glaube, nie wieder ein Match zu gewinnen.

Sie haben heuer ein paar Bälle mit Barack Obama geschlagen. Ihre professionelle Meinung?

Er war ganz gut. Er hat früher in Hawaii gespielt, ein Linkshänder. Es war eine großartige Erfahrung.

Als Werbeträgerin zieren Sie Covers von Magazinen. Leben Sie Ihren Traum?

Im Moment habe ich wenig Privatleben. Es ist schwierig, die Balance zwischen dem Tennisplatz und der Welt außerhalb zu finden. Ich habe großartige Freunde, aber ich hoffe, irgendwann eine eigene Familie zu gründen. Allerdings kann ich mich nicht beschweren, mein Leben ist ziemlich gut.

Ist die ständige Öffentlichkeit der Preis dafür?

Als junge Spielerin glaubst du, du spielst einfach Tennis, wohnst in schönen Hotels, gehst schwimmen und chillst ein wenig. Im Lauf der Zeit merkt man allerdings, dass es auch Verpflichtungen gibt. Als erfolgreiche Tennisspielerin steht man automatisch im Rampenlicht. Ich habe gelernt, damit zu leben, und mich entschieden, das zu tun, was mir Freude bereitet. Wenn es dann ein paar Artikel oder Bilder davon gibt, ist das okay für mich. Ich versuche, so normal wie möglich zu leben, wie jede andere 25-Jährige auch.

ZUR PERSON

Caroline Wozniacki, 25, war insgesamt 67 Wochen an der Spitze der Tennisweltrangliste. Die Dänin, zurzeit Nummer elf der Welt, trifft heute bei den Generali Ladies in Linz auf Mirjana Lučić-Baroni aus Kroatien (68.).

Tamira Paszek unterlag zum Auftakt Stefanie Vögele (SUI) mit 4:6, 5:7. Lucie Šafářová(CZE), die Nummer eins des Turniers, musste sich Andreea Mitu (ROU) 3:6, 4:6 geschlagen geben. [ EPA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)

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