OneDrive: Microsoft schießt sich mit Speicher-Kürzung ins Knie

Microsoft-CEO Satya Nadella bei einer Konferenz.
Microsoft-CEO Satya Nadella bei einer Konferenz.© 2015 Bloomberg Finance LP | Matthew Bush
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Die "Cloud zuerst" Strategie wird von einer herben Einschränkung für loyale Benutzer konterkariert und zeigt allgemeine Gefahren von Online-Speichern auf. Nutzer steigen bereits auf die Barrikaden.

Mit einem Schlag hat Microsoft die positive Aura, die das Unternehmen in den letzten Wochen umgeben hatte, wieder zerstört. Die Ankündigung, beim Cloud-Speicher OneDrive die unlimitierte Speicherplatz-Option auf 1 Terabyte zu beschränken und (was schlimmer wiegt) Gratis-Nutzer von 15 auf 5 Gigabyte zu kürzen, hat für einen gigantischen Aufschrei gesorgt. Nicht nur, dass sich auf Twitter Hashtags wie #OneDriveGate oder #OneDrive wie ein Lauffeuer verbreiteten. Auf Microsofts eigener "Uservoice"-Plattform zum Einbringen von Verbesserungsvorschlägen hat der Beitrag "Gebt uns unseren Speicherplatz zurück!" über Nacht fast 11.000 Stimmen erhalten.

"Cloud zuerst..." oder doch nicht?

Microsoft wolle seinen Fokus auf "Mobil zuerst, Cloud zuerst" sezten, sagte Firmenchef Satya Nadella bei seinem Amtsantritt im Februar 2014. Wenig später wurde der Online-Speicherdienst OneDrive um die Option ergänzt, unlimitierten Speicher für Kunden des Office-365-Abonnements zu bieten. Schon davor galt OneDrive mit 15 GB Speicher für Gratisnutzer als attraktiv. Wer ein Windows Phone besaß, bekam noch einmal 15 GB dazu. All diese Versprechen sind nun gebrochen. Der Begründung, "einige wenige" Benutzer hätten das unlimitierte Angebot "missbraucht", wird auf Twitter mit Häme begegnet. Der Tenor: Wieso sei Microsoft überrascht, wenn Benutzer die Bezeichnung "unlimitiert" tatsächlich ernst nähmen?

Rückschlag auch für neue Smartphones

Dabei hatte der Herbst für Microsoft gut begonnen. Die Produkteinführung von Surface Pro 4, Surface Book und den neuen Windows Phones Lumia 950 und Lumia 950XL wurde weithin positiv aufgenommen. Etwas peinlich ist für Microsoft nun, dass Produktmanager Panos Panay im Rahmen der Vorstellung die Möglichkeit der Smartphones pries, ihren Speicher mit microSD-Karten auf bis zu 2 TB zu erweitern. Theoretisch bis zu "Zwei Terabyte in meiner Hosentasche" verkündete Panay enthusiastisch (im Video um Minute 39). Knapp ein Monat später fehlt nun eine sinnvolle Möglichkeit, diese Speichermenge im Rahmen der Microsoft-Produktwelt einfach online zu sichern. Insbesondere die Wegnahme des 15-GB-Kameraspeicher-Bonusses, den Windows-Phone-Käufer bekamen, senkt nicht nur OneDrives, sondern auch die Attraktivität vom Lumia 950 und Lumia 950XL. Offenbar haben die Smartphone- und Cloud-Abteilungen nicht mit einander geredet. 

Menetekel für Cloud-Nutzer weltweit

Microsofts unerwarteter und ungeliebter Schritt ist in Wahrheit aber auch eine Warnung an alle Nutzer von Online-Speicherdiensten, egal ob OneDrive, Google Drive, Apple iCloud, Dropbox oder viele andere. Sollte sich ein Anbieter einmal dazu entscheiden, seine Geschäftsbedingungen zu ändern oder von heute auf morgen den Speicher zu kürzen, steht man als Benutzer de facto ohne Handhabe da. Als Nutzer von Cloud-Speichern bringt man einem Anbieter enormes Vertrauen entgegen. Oftmals handelt es sich um sensible Daten, die da hochgeladen werden. Auch dahingehend verwundert Microsoft Aussage, es seien "ganze Filmsammlungen" hochgeladen worden. Wie genau schaut sich der Anbieter unsere Daten tatsächlich an, wenn wir sie ihm anvertrauen? Und wie handhaben es die anderen? So oder so ist der Vorfall ein herber Rückschlag nicht nur für OneDrive-Nutzer, sondern für alle Cloud-Speicher-Kunden.

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