Wir sollten wieder cooler sein

Ach, diese stets gleich Beleidigten, Aufgeregten und -Ismus-Wähner nerven!
Ach, diese stets gleich Beleidigten, Aufgeregten und -Ismus-Wähner nerven!flickr.com
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Auf einmal platzte es aus der jungen Bekannten jäh heraus wie eine Drachenflamme. Es ging um "depperte alte Männer".

Auf einmal platzte es aus der jungen Bekannten jäh heraus wie eine Drachenflamme. Der Grund ist irrelevant, es ging darum, dass ein Herr, der altersmäßig weit über statt unter der Jahrhundertmitte rangiert, einen rechten Blödsinn verzapft hatte und sich darob Ärger einhandelte. Aber egal. Interessant ist allein die Drachenflamme der jungen Frau. Sie lautete:

„Diese depperten alten Männer!“

Tja, dachte ich, auch du wirst mal alt, noch bist du etwa 30, das ist für manch Jüngere schon zweifelhaft, aber du hast viel Luft nach oben und bleibst hoffentlich weiter undeppert. Den Ausbruch indes vernahmen die Frauen und Männer ringsum schmunzelnd, ohne dass jemand sich auch nur räusperte. Aber wer sollte sich schon aufregen, wenn man gegen Männer, noch dazu alte, stichelt? Das ist weder sexistisch noch politisch unkorrekt, (alte) Männer sind in niemandes Streichelzoo, außer bei Seniorenbund und Pensionistenverband - und außer sie überschneiden sich konkret mit einer besonders geschützten Menschengruppe.

Wissen Sie was: Die Reaktion auf diese jugendlich motivierte Pauschalbeschimpfung war cool! Endlich einmal kein hysterischer Aufschrei, wie's sonst heute meist der Fall ist (man stelle sich vor, da wär etwa ein anderes Gender gemeint gewesen), kein Beleidigtsein, keine Gefahr des modernen Medienphänomens eines Stinkisturms, Gagelhagels, Trümmerltaifuns, oder wie das kollektive undurchdachte Geifern und Wolfsgeheul sonst heißt.

Wär' lässig, wenn wir auch sonst wieder cooler wären. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

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