Weibchen gehen später schlafen

In Klimakammern der Universität Wien leben circa 30 Feldhamster: Hier sieht man, welche Vorräte sie für den Winter anlegen und wie das Körperfett jedes Tieres seinen Winterschlaf beeinflusst.

Es ist kühl in den Klimakammern der Uni Wien in der Althanstraße am Alsergrund: Die Lufttemperatur orientiert sich am Außenklima der Jahreszeit, jetzt hat es im Raum sechs Grad. Die hier lebenden Hamster – alle aus hauseigener Zucht oder von Zoos – sind bereits in ihre Bauten abgetaucht. Wie in der Natur sind die Bauten kammernartig angelegt: Manche Kammern dienen als Wohnraum, andere als Vorratsspeicher, weitere als Toilette. Seit 2013 hat das Team um Eva Millesi vom Department für Verhaltensbiologie dieses Beobachtungslabor für Feldhamster eingerichtet.

„Wir wollen wissen, wie der Winterschlaf abläuft: Wovon hängt die Dauer ab, wie oft kommt es zu Aufwachphasen?“, sagt Millesi. Wie viel Futter, das sie im Herbst gehamstert haben, fressen die Tiere in den wachen Phasen?

Die Zoologen teilen die Hamster in verschiedene Gruppen: Manche bekommen so viel Futter, wie sie wollen, damit sie Futtervorräte für den Winter anlegen können, andere bekommen eine eingeschränkte Futtermenge. Eine Gruppe erhält sehr fettreiche Vorräte, andere eher fettarme.

Fett im Körper und im Vorrat

Eine Fragestellung ist, wie stark der Fettgehalt des Körpers den Verlauf des Winterschlafs beeinflusst. Über den Body-Mass-Index, den die Forscher für Feldhamster erstellt haben, erkennen sie an Körpermaßen den Fettgehalt der Tiere. Nun wird getestet, welchen Einfluss die Qualität der Futtervorräte auf den Winterschlaf hat. „Für Winterschlaf braucht man interne Fettreserven. Wenn also ein Tier diese nicht aufbauen kann, ist es auf externe angewiesen“, so Millesi.

Ihr Team stellt externe Fettreserven über die Nahrung zur Verfügung und wollte wissen, ob mit einem guten Futterspeicher auf Winterschlaf verzichtet wird. „Die Tiere reichern zwar über die Nahrung ihr Körperfett an, legen dann aber doch eine Winterschlafphase ein. Das spart Energie und verbessert die Körperkondition beim Auftauchen im Frühling.“

Ein überraschendes Ergebnis ist, dass das Abtauchen in die Winterbauten nicht zeitgleich mit dem Start des Winterschlafs ist. „Einige Tiere, vor allem Weibchen bleiben noch lange wach und fressen täglich unter der Erde. Sie sind ab Oktober im Bau, aber gehen erst im Dezember oder Jänner in Winterschlaf“, erklärt Millesi.

Weibchen passen Verhalten an

Die Forscher vermuten, dass die kräftezehrende Jungenaufzucht den Geschlechterunterschied auslöst: Ein Weibchen, das nur einen Wurf aufziehen musste, hat mehr Zeit, Fettreserven anzulegen als eines mit drei Würfen. Jene Weibchen, die es bis zum Herbst nicht geschafft haben, fett zu werden, müssen also erst unter der Erde ihre Fettreserven aufbauen. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.