Professorale Attacke statt Diskussion

Die Onkologie an der Medizin-Uni Wien soll laut Evaluierung einige Mängel haben. Das lassen die Betroffenen nicht auf sich sitzen.

Parallelstrukturen an der Medizin-Uni Wien, eine zu geringe Nutzung Uni-interner Ressourcen, eine zu geringe Vernetzung mit außeruniversitären Wiener Forschungseinrichtungen – das alles auf dem Gebiet der Krebsforschung. Der Bericht des Wissenschaftsrats zeigt die bestehende Struktur auf, er konzediert sogar, dass dadurch hin und wieder eine wissenschaftliche Spezialisierung möglich sei, dass aber das vorhandene Potenzial nicht ausgeschöpft werde.

Die Reaktion der Betroffenen ist das, was man „typisch österreichisch“ nennt: Auf die Argumente wird nicht eingegangen, es werden vielmehr die Gutachter, die aus Deutschland gekommen sind, infrage gestellt. Scharfe, geballte Kritik an der verhaltenen Gutachterkritik, die übrigens auch mit einigem Lob für die Forschung der Wiener Onkologen verbunden ist. Es wäre doch noch schöner, wenn ausländische Professoren an der Anzahl der Kliniken Anstoß nähmen, wenn sie gar einem Teil der Wiener Mediziner ihre Klinikchefposten nicht gönnten.

Es ist eine unakademische Diskussion, die am Donnerstag ausgebrochen ist. Gefordert ist jetzt – ob er's will oder nicht – der Wissenschaftsminister, der ja den Bericht in Auftrag gegeben hat. Gerade in den anlaufenden Verhandlungen zu den neuen Leistungsvereinbarungen wird er wohl eine effektivere Struktur zur Bedingung machen. Minister gegen Klinikchefs, da ist ja noch Simmering gegen Kapfenberg ein Honiglecken. (Bericht: Seite 11)


erich.witzmann@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2009)

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