Hofburg-Wahlkampf: "Man darf nicht zimperlich sein"

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Hofburg (c) Clemens Fabry
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Plakat, Print, Digital, Video: Die Werber der Präsidentschaftskandidaten sind sich uneinig, was im Rennen um die meisten Stimmen zählt.

Der Hofburg-Wahlkampf werde einer der spannendsten werden, betonen die Werber der Kandidaten. Grund dafür seien die politischen Umbrüche auf europäischer Ebene sowie die zahlreichen Plattformen, die es zu bespielen gilt. "Wie bei einem Spitzensportler muss innerhalb von vier Wochen alles abgerufen werden, was es an Kommunikation gibt: Plakat, Print, Digital, Social Media, Video-Content. Da hat sich in vergangenen zwölf Jahren sehr viel geändert", sagt Werber Rudi Kobza, der den SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer unterstützt, bei einer von der Österreich-Sektion der International Advertising Association veranstalteten Diskussionsrunde. Wie bei einem Schokoriegel sei die klare Positionierung auf zwei bis drei Markenkernwerte der Schlüssel zum Erfolg.

Anderer Meinung ist hier Lothar Lockl, Wahlkampfleiter des Grünen Alexander Van der Bellen. "Es geht um eine Persönlichkeitswahl und darum, verantwortungsvoll mit schwierigen Fragen umzugehen", nicht um ein "Produkt", so sein Tenor. Verzichten will Lockl auch auf Negativ-Kampagnen: "70 bis 80 Prozent der politischen Kommunikation ist vorsichtig geschätzt Negativ-Kommunikation. Die Bundespräsidentenwahl wäre eine Chance, das anders zu machen." Ein SPÖ-Flugblatt gegen Van der Bellen sei hoffentlich nur "ein Einzelfall" gewesen. Kobza dazu: "Da darf man nicht zimperlich sein, jede Fangruppe versucht, die Vorzüge ihres Kandidaten anzupreisen."

Khol-Werber glaubt an "Wahlentscheidung im TV"

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl will den Freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer als Vertreter der Systemveränderung positionieren. Fairnessabkommen - die FPÖ hat ein solches als einzige Partei nicht unterzeichnet - bezeichnete Kickl als überflüssige Übung. "Ich habe noch nie jemanden erlebt, der vor einem Wahlkampf sagt, wir werden Fouls begehen, wir werden unter der Gürtellinie sein", meinte Kickl. Das Wahlkampfbudget der FPÖ sei mit zwei Millionen Euro gedeckelt. "Es wird bei uns nicht drei, sondern nur eine Plakatserie geben", betonte Kickl.

Für den Werber Thomas Kratky, der im Team von ÖVP-Kandidat Andreas Khol arbeitet, entscheidet sich die Wahl im Fernsehen. "Wir müssen aufhören, die Wählerinnen und Wähler zu unterschätzen. Die meisten bilden sich ihre Meinung in den TV-Diskussionen." Milo Tesselaar, Wahlkampfleiter der Unabhängigen Irmgard Griss, der Lockl im Rahmen der Diskussion ein paar im Griss-Lager eingelangte Unterstützungserklärungen für Van der Bellen überreichte, will ein möglichst "umfangreiches und direktes Bild" seiner Kandidatin vermitteln. Geld werde dabei nicht die entscheidende Rolle spielen, mit derzeit 550.000 Euro Budget aus Spenden gebe es auch einen "begrenzten Spielraum".

Kickl rechnet mit Stichwahl zwischen Hofer und Hundstorfer

Den aktuellen Meinungsumfragen trauen die Wahlkampfberater und Werber nicht. Kobza: "Bitte glauben sie keiner Marktforschung mit 400er-Samples. Das ist nicht aussagekräftig. Es sind noch wahnsinnig viele unentschlossen." Ähnlich Kratky: "Solche Dinge werden veröffentlicht, um Stimmung zu machen." Seiner Meinung nach gibt die Meinungsforschung Veränderungen des Wählerwillens nur mit Verzögerung wieder. "Wir ignorieren die guten Umfragedaten", sagte Lockl. Van der Bellen bleibe Außenseiter, und man werde sehen, ob es eine Sensation gibt. FPÖ-Generalsekretär Kickl rechnet unterdessen mit Norbert Hofer und Rudolf Hundstorfer in der Stichwahl.

(APA)

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