Die Volksgruppen fühlen sich von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek brüskiert. Jetzt schaltet sich der Nationalrat ein.
Wien. Der erste Brief wurde im August 2015 an Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek verschickt, der zweite – dieses Mal eingeschrieben – im Jänner 2016. In beiden bat die Konferenz der Volksgruppenbeiräte um Auskunft zur Bildungsreform. Man wollte wissen, inwieweit die Minderheitenschulgesetze davon tangiert sind.
Allein: Auf eine Antwort warten die Volksgruppenvertreter bis heute. Ex-Minister Nikolaus Berlakovich, heute Volksgruppensprecher der ÖVP und selbst Burgenland-Kroate, nennt das eine „Brüskierung der Volksgruppen“. Die Vorgangsweise der Ministerin sei „ungeheuerlich und unverantwortlich“.
Um eine Reaktion zu erzwingen, hat Berlakovich eine parlamentarische Anfrage eingebracht. Heinisch-Hosek muss nun alle 37 Fragen beantworten, die darin gestellt werden. Etwa die nach der Zukunft des zweisprachigen Unterrichts. Denn wie das Kärntner-Slowenisch und das Burgenland-Kroatisch verlieren auch die anderen Volksgruppensprachen an Bedeutung. Es gebe hier, meint Berlakovich, eine „schleichende Assimilation“ – und englische Konkurrenz. Umso wichtiger seien zweisprachige Schulen und Kindergärten.
Der Ärger über Heinisch-Hosek soll groß sein – auch und vor allem bei den SPÖ-nahen Volksgruppenvertretern. Im Büro der Ministerin versteht man die Aufregung nicht: Es habe mehrere Telefongespräche gegeben und man habe ein Treffen vereinbart. „Da sind wir gerade bei der Terminkoordinierung.“ (pri)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2016)