Der Glanz von Mailand, der Alltag von Klagenfurt

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Marcel Koller war mit den Übungen in Laax zufrieden, den Test gegen Malta will er aber nicht als "Bewegungstherapie" verstanden wissen. Über Ronaldo, David Alabas Gedanken und den finalen EM-Countdown.

Flims. Zwei Wochen vor Beginn der Fußball-EM in Frankreich sorgt die Fitness von Superstar Cristiano Ronaldo auch im ÖFB-Team für Diskussionen. Der Portugiese, 31, verwertete im Champions-League-Finale den entscheidenden Elfmeter für Real Madrid, doch vollkommen fit und im Vollbesitz seiner Kräfte schien er nicht zu sein. Österreich trifft am 18. Juni in Paris im zweiten EM-Gruppenspiel auf Portugal, Teamchef Marcel Koller wollte all das nicht überbewerten. „Wir wissen, was er kann und was er umsetzen kann“, betonte der Schweizer im Teamcamp. Und: „Portugal ist noch so weit weg.“

Obendrein, sagt Koller, könne man Portugal nicht nur auf seinen Superstar reduzieren. „Portugal ist nicht nur Ronaldo. Sie haben andere sehr gute Spieler. Es ist wichtig, dass wir nicht nur alle Augen auf ihn richten. Wir müssen uns als Team auf die Portugiesen, auf ihre Spielweise und auf ihre individuelle Qualität einstellen.“

Der Respekt vor Ronaldo ist aber bei seinen Spielern umso größer. „Vielleicht ist er der beste Spieler auf der Welt. Das zeigt er Woche für Woche mit Toren und Aktionen in der spanischen Liga oder in wirklich großen Spielen“, sagt etwa Bayern-Legionär David Alaba, der selbst schon Bekanntschaft mit dem Ausnahmekönner gemacht hat. „Er ist ein Spieler, der Spiele allein entscheiden kann, der auch nicht viele Momente braucht, um ein Spiel zu entscheiden“, erklärte Alaba. „Deshalb gehört er zu den besten der Welt.“

Ronaldo hat in der vergangenen Saison in der Jagd nach Toren in Liga und Champions League in 48 Pflichtspielen 4293 von 4620 möglichen Spielminuten absolviert. Der Ehrgeiz scheint nicht spurlos an ihm vorübergegangen zu sein.

Wehmut, in Mailand nicht dabei gewesen zu sein, verspürte der 23-Jährige laut eigenen Angaben nicht. Die Bayern waren im Halbfinale an Atlético gescheitert. „Sicherlich ist es nicht so schön, wenn man zuschauen muss, obwohl man es sich, glaube ich, als Mannschaft wirklich verdient gehabt hätte, da zu stehen“, sagte Alaba. „Aber Fußball ist so. Jetzt bin ich voll und ganz mit dem Kopf hier bei der Nationalmannschaft. Ich habe das abgehakt.“

Nicht abgehakt sind freilich noch die beiden Testspiele gegen Malta (Dienstag, 20.30 Uhr, Klagenfurt) und gegen die Niederlande am Samstag. Das Nationalteam macht sich vorab gegen Malta berechtigte Hoffnungen. Von bisher acht Länderspielen gegen die Mittelmeerkicker wurden sieben gewonnen. Das bisher einzige Remis setzte es unter Teamchef Josef Hickersberger am 7. Februar 2007 mit einem 1:1 in Ta' Qali.

Nur 13.000 Tickets verkauft

Mit dem Trainingslager ist Koller zufrieden, heute fliegt das Team nach Klagenfurt. Von einer „Bewegungstherapie“ wollte der Schweizer nichts wissen. „Es ist wichtig für uns, auch zu sehen, wo die Spieler stehen.“ Einen Beigeschmack hat aber der Auftritt in Klagenfurt: Bis zum Wochenende waren nur 13.000 Tickets verkauft. Warum der ÖFB vor der EM nicht seine Spiele in Wien plakativ vermarktet? Schon das ÖFB-Cupfinale glich einem Geisterspiel. Koller meint: „Wir haben den ganzen Kader beisammen. Wenn das Stadion nicht ausverkauft ist, ist es schade für die Spieler.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2016)

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