Mehr als neun Millionen Schüler stellen sich derzeit der dreitägigen Abschlussprüfung. Die Schummeltechnik wird immer raffinierter, aber auch auf Prüferseite hat man aufgerüstet.
30.12.2016 um 13:43
Seit Dienstag ist es in China wieder so weit: Baustellen müssen die Arbeiten unterbrechen, die Behörden mahnen Autofahrer zur Ruhe und erteilten ein Hupverbot. Peking stellt für drei Tage spezielle Busse zur Verfügung, die nur für Oberschüler und ihre Angehörigen vorgesehen sind. Von unserem Korrespondenten Felix Lee (Die Presse)
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Und vor den Schulen stehen Ärzte und Seelsorger – falls Mütter, Väter oder gar Schüler einen Nervenzusammenbruch erleiden. Der Grund: Es ist mal wieder Gaokao – die landesweite Aufnahmeprüfung für die Universitäten.
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Die dreitägige Prüfung, an der heuer mehr als neun Millionen Schüler teilnehmen, ist so etwas wie die Matura, nur sehr viel schwerer (und das nicht nur in Mathematik).
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75 Prozent eines Jahrgangs beginnen in China inzwischen ein Studium, fast 35 Prozent mehr als in Österreich. Das Niveau der meisten Hochschulen ist aber niedrig. Wer an einer der Top-Unis etwa in Peking oder Schanghai studieren möchte, muss im Gaokao Höchstleistungen erbringen. Nur die Besten jedes Jahrgangs schaffen das.
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Entsprechend hoch ist der Druck, der auf den Prüflingen lastet. Der Ausgang des Gaokao entscheidet über ihre Zukunft. Eine niedrige Punktzahl bedeutet keine, oder wenn, dann eine schlechte Uni.
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Das verheißt keinen guten Job, wenig Geld, ein geringes Ansehen. Und die Männer finden schlimmstenfalls keine Frau zum Heiraten. In den Tagen vor den Prüfungen: Die Banknoten sollen Glück bringen.
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Heuer stehen aber nicht nur nervöse Eltern vor den Schulen, um ihren Kindern beizustehen. Auch der Sicherheitsapparat hat massive Kräfte aufgefahren. Vor jeder Schule stehen Dutzende Polizisten, um eventuellen Konflikten vorzubeugen. Und als wäre das nicht genug: Über einigen Schulen schwirren Drohnen durch die Luft.
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Der Grund: Noch schärfer als sonst wollen Behörden gegen Schummelei vorgehen. Die Staatsmedien berichten vom „strengsten Gaokao der Geschichte“. Denn die Betrugsversuche haben in den vergangenen Jahren ein groteskes Maß angenommen. Unter Schülerinnen weit verbreitet sind drahtlose Hörkapseln, die sie ins Ohr stecken. Im Bild: Überwachung beim Test.
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Geschmierte Dozenten, Lehrer, häufig auch Eltern flüstern per Funk die Antworten zu. Unter langen Haaren fallen die Stöpsel nicht auf. Burschen haben es schwieriger. Sie verstecken die Empfänger in Kugelschreibern, Digitaluhren oder Trinkflaschen.
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Auch die Aufpasser haben aufgerüstet: Um dem Einsatz der Mogeltechnik zuvorkommen, setzen die Behörden erstmals Metalldetektoren ein, Überwachungskameras sind selbst in den Klos installiert. Störsender sollen Funkfrequenzen blockieren.
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Damit nicht wie zuletzt in der südchinesischen Provinz Jiangxi ältere Studenten gegen Geld die Prüfungen übernehmen, kommen erstmals auch Gesichts- und Fingerabdruck-Scanner zum Einsatz. Die Drohnen dienen ebenfalls dazu, Funksignale aufzuspüren.
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Selbst die Überwachung der Prüfungsbögen haben die Behörden verschärft. Sie wurden in gepanzerten Geldtransportern mit GPS-Empfängern zu den Schulen gebracht – falls jemand die Bögen vorab stehlen wollte. Auch das sei früher schon vorgekommen, berichtet eine Pekinger Zeitung.
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Wer beim Schummeln erwischt wird, dem drohen harte Strafen.
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Schüler werden bis zu drei Jahren für die Prüfungen gesperrt. Antwortgeber per Funk werden seit diesem Jahr wie Kriminelle behandelt und müssen mit einer mehrjährigen Gefängnisstrafe rechnen.
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All diese Maßnahmen dürften die Nervosität von Schülern und deren Angehörigen zusätzlich erhöhen.
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Vielleicht sind auch deswegen heuer viel mehr Ärzte und Seelsorger als früher vor den Schultoren einsatzbereit.
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China: Drohneneinsatz gegen Schummler
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