Wimbledon ist heuer nur ein Zwischenstopp

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Novak Djoković hat Kurs auf den Grand Slam genommen, in Wimbledon heißt es also: alle gegen die Nummer eins. Sein größter Rivale hat bereits den Erfolgscoach reaktiviert, auch andere Mitfavoriten haben Experten an ihrer Seite.

London/Wien. Traditionell eröffnet im All England Club der Titelverteidiger. Um 14 Uhr wird also Novak Djoković beim mit 36,69 Millionen Euro dotierten Grand-Slam-Turnier in Wimbledon seine Erstrundenpartie gegen den Briten James Ward bestreiten, es wird auch sein erstes Rasen-Match sein in dieser Saison. Sorgen um den Weltranglistenersten sind aber unangebracht. Mittlerweile hat es sogar Tradition, dass der Serbe auf ein Vorbereitungsturnier verzichtet. Ohne Rasen-Praxis hat er es schon 2011, 2014 und 2015 in Wimbledon zum Titel gebracht.

Auf dem Weg zur neuerlichen Titelverteidigung wird Djoković dieses Mal aber eine Sache nicht aus dem Kopf gehen: Er ist der erste männliche Profi seit Jim Courier 1992, der mit den Australian Open und Roland Garros schon die ersten beiden Grand-Slam-Turniere des Jahres gewonnen hat. Der 29-Jährige hat klar Kurs genommen auf den klassischen Grand Slam, den Triumph bei allen vier Major-Turnieren in einem Kalenderjahr. Es wäre der erste seit Rod Laver 1969. Dafür fehlen ihm noch die Titel in Wimbledon und bei den US Open Anfang September.

Einwände gegen dieses Vorhaben hat Ivan Lendl geäußert. Der ehemalige Weltranglistenerste ist von Djoković' größtem Rivalen, Andy Murray, als Trainer reaktiviert worden. „Natürlich wollen Andy und ich diesen Plan ruinieren, wenn wir können. Wir wissen, dass Andy das Zeug dazu hat“, erklärte der Tscheche. Bei Lendls erstem Engagement als Murray-Coach feierte der Schotte seine bisher größten Erfolge: 2012 gewann er Olympia-Gold und die US Open, 2013 in Wimbledon mit einem klaren Dreisatzerfolg im Finale über Djoković. Es war die bisher letzte Niederlage von Djoković auf dem heiligen Londoner Rasen.

Murray startet am Dienstag gegen Landsmann Liam Broady, ein Duell mit Djoković ist erst im Finale möglich. Es wäre der planmäßige Showdown, schon in Melbourne und Paris standen sich die beiden im Endspiel gegenüber.

Im Wimbledon-Finale duellierte sich Djoković zuletzt zwei Mal mit Roger Federer. Dem Schweizer traut aber kaum jemand seinen 18. Grand-Slam-Titel zu, er selbst sagt: „Für mich wird es wichtig sein, durch die erste Woche zu kommen.“ Wegen Verletzungen hat der siebenfache Wimbledon-Sieger heuer erst sechs Turniere gespielt, in Stuttgart (gegen Dominic Thiem) und in Halle scheiterte er jeweils im Semifinale. Heute startet Federer gegen Guido Pella (ARG) ins Turnier, abschreiben will ihn gerade auf Rasen freilich niemand.

Wer könnte Djoković sonst noch stoppen? Der zweifache Wimbledon-Sieger Rafael Nadal fehlt verletzt. Seine letzte Niederlage auf Major-Ebene hat Djoković im Paris-Finale 2015 gegen Stan Wawrinka kassiert, danach folgten 28 Match-Siege in Folge. Für Wawrinka war in Wimbledon bisher stets im Viertelfinale Endstation. Für die Rasen-Saison engagierte der 31-jährige Schweizer mit Richard Krajicek, Wimbledon-Sieger 1996, daher einen ausgewiesenen Rasen-Experten. Auch Milos Raonic, ein potenzieller Viertelfinalgegner von Djoković, holte sich mit John McEnroe einen Wimbledon-Champion als Coach zur Seite.

Dominic Thiem beginnt am Dienstag gegen Florian Mayer. Vor gut einer Woche unterlag er dem Deutschen in Halle noch klar in zwei Sätzen. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2016)

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