Kultur: Frankofon, interkulturell, im Film

Der Verein „fran:cultures“ startet im September eine Filmreihe in vier österreichischen Städten.

Schön und charismatisch – so war Sarah Biasini, die Tochter von Romy Schneider, während der Filmpremiere „Wir sind so verhasst“. Sie spielt die Hauptrolle in diesem Film, der die unmögliche Liebe einer Französin und eines Deutschen thematisiert, die zwischen den verhärteten Fronten beider Nationen verzweifelt ihren Platz suchen.

„Dieser Film war unsere Erstaufführung. Er zeigt, wie das Europa von heute geboren wurde“, sagt Nicole Philipp, aus Frankreich stammende Theaterwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Wiener Vereins „fran:cultures“. Philipp will den Meinungsaustausch fördern und bei der Integration von Menschen aus frankofonen (also französischsprachigen) Ländern mitwirken. „fran:cultures“ organisiert Filmaufführungen, Theaterstücke, Kunstausstellungen, Konzerte sowie Autorenlesungen. Themen wie Integration, Toleranz oder Immigration stehen auf dem Programm.

„Wir zeigen Produktionen, die aus einem frankofonen Land stammen oder die ein frankofones Land thematisieren“, erklärt Philipp. Und Bianca Ursu, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, fügt hinzu: „Indem wir frankofone Kultur nach Österreich bringen, wollen wir kulturellen Austausch anregen und damit völkerverbindend agieren.“ Laut Statistik sprechen in Österreich vier Prozent der Bevölkerung Französisch.

Völkerverständigung im Film

Frankofonie gilt als eine Philosophie der Völkerverständigung. Insgesamt sind siebzig Länder Mitglieder der Internationalen Organisation der Frankofonie (OIF).

Die OIF befürwortet eine Politik, die Frieden, Demokratie und Menschenrechte sichert und regt einen Dialog zwischen ihren Mitgliedern in allen Bereichen an.

Unter dem Ehrenschutz von Andreas Mailath-Pokorny, Kulturstadtrat der Stadt Wien, und Emil Brix, Leiter der kulturpolitischen Sektion im Außenamt, ist „fran:cultures“ seit 2007 neben Wien auch in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg tätig.

So finden vier Österreich-Kinopremieren über den interkulturellen Dialog innerhalb der Frankofonie monatlich ab September statt. In der anschließenden Diskussion werden sich Experten und Betroffene mit dem Publikum über die Rolle der Frau und die Toleranz zwischen den Kulturen und Generationen austauschen. Liebe und Sexualität der afrikanischen Frau ist das Thema des ersten Kinoabends.

Außer dem internationalen Publikum möchte man zwei Zielgruppen ansprechen: Jugendliche und Frauen. „Es ist wichtig, junge Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass gerade die Zivilgesellschaft ein enormes Potenzial besitzt“, sagt Nicole Philipp. Da Frauen noch immer diskriminiert würden – „etwa bei den Karrierechancen, beim Einkommen und durch die Doppelbelastung Familie und Beruf“ – sei es wichtig, sie als Zielgruppe zu erreichen.

Für das kommende Jahr plant der Verein ein Filmfestival unter dem Titel „Inter:Cult – Frauen und Zivilgesellschaft in Mittel- und Südosteuropa“. Die Schauplätze: Wien, Paris und Bukarest.


Tipp: „Liebe, Sex und ein Mofa“. Französisch mit englischen UT. Metro Kino, 1., Johannesgasse 4. 16.9., 19 Uhr. Info: www.francultures.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2009)

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